Tagebuch von Isleif Aknasson von Thorwal
Von Ungeheuern der Meere, Mirham und dem Auftrag

so heuerten wir auf dem Schnellsegler an und gingen früh an Bord. Das Schiff wollte mit der morgendlichen Flut auslaufen. Als erste Herausforderung des Tages sandte mir die Stürmende das Seil zum Erklimmen der Reling. Nach einem schmerzhaften Abrutschen, schaffte ich es im zweiten Versuch. Die Göttin sandte mir solche Zeichen, um mich an die Unvollkommenheit meiner Talente zu erinnern. Ich werde alsbald das Klettern üben, oh Herrin. Wir wurden ohne Umschweife zum Kapitän gebracht, der uns zum Zwecke der täglichen Verdingung gemäß unseren Fähigkeiten einteilen wollte.

Bei Faramud und mir war es einfach, wir sollten bei der Verteidigung des Schiffs Stahl anlegen. Das kam mir gerade Recht. Ich bot dem Kapitän an, seine Mannen in den Freiwachen an der Waffe zu unterrichten, wofür er nicht abgeneigt war. Ausserdem bat ich um Erlaubnis, einmal pro Tag für die Zwölf-Götter-Gläubigen der Schiffsbesatzung eine Messe abzuhalten. Auch diese Bitte wurde mir unter der Auflage gewährt, nicht unter den Andersgläubigen zu missionieren oder gar Bekehrungsversuche zu unternehmen. Das war ein berechtiger Einwand, da der Kapitän keine Glaubenskriege an Bord gebrauchen konnte. Auch dafür willigte ich ein. Für den Goblin Argaal hatte der Kapitän eine interessante Aufgabe. Er solle den Ratten an Bord des Schiffes den Garaus machen. Das war ganz nach dem Geschmack des pelzigen Freundes. Die Dame Yunasya wurde der Küche zugeteilt, was ihr auch Recht erschien. Nachdem auch noch ein sicherer Platz für meine Ausrüstung gefunden war, konnte die Reise also beginnen. 

Faramud und ich nutzen die Gelegenheit, um der Göttin durch eine Reihe von Übungskämpfen zu huldigen. Dabei benutzte ich verschiedene Waffen, um den Effekt des Trainings zu erhöhen. Der junge Krieger war ein talentierter Kämpfer mit dem Kunchomer, doch war es noch ein langer Weg für ihn, ein wahrer Meister zu werden. Doch selbst der längste Weg beginnt immer mit dem ersten Schritt und den hatte Faramud wahrlich getan. Ansonsten verrichteten wir unseren Dienst, wie es unsere eingeteilten Aufgaben vorsahen. Es passierte einige Tage nichts, bis auf eine kleine Auseinandersetzung wegen der Würze der in der Kombüse zubereiteten Speise. Yunasya hatte es mit dem maraskanischen Pfeffer etwas zu gut gemeint und einige Teile der Besatzung murrten. Doch es blieb der Göttin sei Dank nur beim Murren.

Einige Tage vor Ankunft kam es dann zu einem Kampf mit einem Meeresungeheuer. Ein riesiger Krakenmolch hatte sich an das Schiff geheftet und brachte es langsam zum kentern. Wir mussten schnell und kühn handeln, so bat ich die Göttin um ihren Beistand und wir begannen, die Tentakel des Viehs zu bekämpfen. Manchmal zahlte sich meine Herkunft aus, denn ich wusste, dass man nur einige der Tentakel abschlagen musste, dann würde das Vieh verschwinden. Doch der direkte Kampf mit den Tentakeln dauerte zu lange, immer bedrohlicher neigte sich das Schiff. Da wirkte Yuansya einen Zauber, der eine flammende Wand über der Reling erscheinen lies. Diese brannte die Tentakel auf einmal weg. Der Sieg war unser. Ich huldigte der Göttin mit einem Gebet zum Siege in der Schlacht. Bis auf eine Wunde eines Seemanns, der den Kunchomer von Faramud abbekam, gab es keine Verluste zu beklagen. Da es sich bei einer so kleinen Verletzung nicht geziemte, die Göttin um ihren Beistand zu bitten, kümmerte ich mich selbst um die Wunde, reinigte Sie und verband diese, so dass der Wundbrand nicht kam. Der Dank des Kapitäns war der unsere und so wurde zur Feier des Sieges Brandwein ausgegeben. Das interessierte mich nicht, aber ich lies den Kapitän den siegreichen Kampf gegen das Ungeheuer in meinem Tagebuch bezeugen.

Dann kamen wir an einer Küstenstadt an, bei welcher wir das Schiff verliesen. Mirham lag etwa 30 Meilen im Landesinneren. Wir nutzten die Gelegenheit, um ein paar Ausrüstungsgegenstände, Wasser und Nahrung zu besorgen. Ich fand einen gut sortierten Händler mit Praiosmilch und Mükenschleier. Als Nordmann hat man es in dieser südlichen Hitze nicht leicht, weshalb eine gute Vorbereitung wichtig war. Auch erwarb ich ein Kopftuch, was ich gegen die Hitze tragen werde, wie es die Wüstensöhne machten. Faramud war so freundlich, mir das Wickeln des Kopftuches zu einem Turban zu zeigen. Mit den Strahlen der Praiosscheibe ward in den südlichen Gefilden nicht zu spassen, diese konnten einem Manne gar gefährlich werden. Dann ging es endlich nach Mirham mit einem Boot flußaufwärts. Ein Rondrikan ward einige Tage vorher über den Landstrich gefegt und hatte eine Schneise der Verwüstung und einen hohen Wasserstand hinterlassen. Die Flussfahrt wurde durch stromabwärts treibende Baumstände gefährlich, welche unser Boot der Donnernden sei Dank nicht erwischten. Auch wenn es ein paar Mal richtig knapp war. Wir kamen unbeschadet vor den Toren von Mirham an.

Die Wache am Stadttor war von der genauen Sorte und kontrollierte alles und jeden. Argaal wurde mit äußerstem Argwohn betrachtet und es wurde uns erläutert, dass wir mit ihm die Straßen des Gesindes zu nutzen hätten und auf keinem Fall die Prachtstraßen nutzen durften. Wie ich diese Südlander und Al'Anfaner hasste. Dieses dekadente Pack war noch schlimmer auf Standesgebahren bedacht, wie der mittelreichische Adel und dort ist es schon fast unerträglich. Aber es galt einen Willen der Göttin zu befolgen und einen Auftrag auszuführen, so dass ein Scharmützel mit der Stadtwache nicht angebracht war. Wir nutzten also die uns erklärten Straßen und gingen in Richtung der Akademie der vier Türme. Letztere prägten das Stadtbild und waren nicht zu übersehen. Das Ziel war also klar vor Augen. Aus einer der angrenzenden Straßen hörten wir plötzlich Lärm. Dort schien die Stadtwache gerade jemanden in die Mangel zu nehmen. Ein kurzer Blick durch die Hecke offenbarte die Szenerie.

Ein Trupp Stadtgardisten hatten einen Mann erwischt, der sich unerlaubt auf der Prachtstraße bewegte. Der Löwin sei Dank beherrschte ich mein Temperament und wir konnten die Sache im Wortgefecht mit diesem südländischen Pack regeln. Dann kamen wir bei der Akademie an, vor der zwei Achatz Wache standen. Argaal hatte so etwas noch nie gesehen. Auf unser Einlassbegehren hin, kam ein Bediensteter der Akademie und die Achatz liesen uns passieren. Der Schritt durch das Tor war wie ein Schritt in eine andere Welt. Ich wusste bereits, mit was sich die Akademie beschäfftigte, aber in welchem Ausmaß und in welcher Internsität war mir nicht klar. An jeder Ecke wurde der Verformung von Materie mit Magie gedungen. Golems, Chimären und andere eigenartige Wesen wurden im Takt von Augenzwinkern erschaffen und wieder, ja was war es denn, gebannt trifft es nicht ganz, da ich kein Experte in diesen Dingen bin. Nur mein fester Glaube an die Herrin Rondra lies mich unerschütterlich weitergehen, denn wenn die Herrin des Kampfes einen ihrer Diener für einen Dienst aussandte, dann wird das schon seine Richtigkeit haben, auch wenn man in das verhasste Al'Anfa und dazu zähle ich auch Mirham musste.

Yunasya war sichtlich unwohl, was auch nicht weiter verwunderlich war, kam sie doch aus dem Konzil der Elemente aus Drakonia. Und jene waren naturgemäß nicht gut auf die Mirhamer Collegae zu sprechen. So erreichten wir nach einiger Zeit die Person, weswegen wir die lange Reise auf uns genommen hatten, den Magister Baralbus G'Hilatan. Ein gar uralt aussehender, kränklich hustender Mann mit einer ledrigen Haut, so als ob er zu lange der Sonne ausgesetzt ward. Aber beurteile einen Menschen nie nach dem Aussehen. Der Magister wollte erst wissen, mit wem er es zu tun hatte, so stellten wir uns der Reihe nach vor. Die Konversation mit Yuansya war angespannt, allerdings reagierten beiden schlussendlich besonnen und es kam zu keinerlei offenen Feindseeligkeiten. Dann sprach der Magus über den Auftrag. 

Es ging darum, eine Expedition zu entsenden, um einen Disput zwischen G'Hilatan und der Spektabilität der Akademie Severin ein für alle Mal zu klären. Der Magus G'Hilatan ist im Gegensatz zu Severin der Überzeugung, dass die Thalusianer in der Vorzeit nicht ausschliesslich Feqz als Gottheit verehrten, sondern zusätzlich auch den Stiergott Ras'Ragh. Der Magus hatte kürzlich etwas interessantes dazu entdeckt und zwar eine Schriftrolle in Ur-Tulamydia, welche konkrete Hinweise auf Ras'Ragh lieferten. Ras'Ragh? jetzt begann die Sachte tatsächlich interessant zu werden. Manche meiner Brüder und Schwestern behaupteten, Ras'Ragh wäre gleichzusetzen mit Brazoragh, einem Götzen der Schwarzpelze und Sohn des Blutgötzen Tairach in deren Pantheon. Langsam begriff ich, warum die Wächterin auf alverans Zinnen einen der ihren bei dieser Sache dabei haben wollte.

Wir sollen also eine Expedition zusammenstellen, nach Thalusa reisen und uns dort auf die Suche nach konkreten Beweisen für seine Theorie machen. Natürlich würde auch Severin eine Expedition entsenden. Der Magus G'Hilatan stellte eine Menge an Gold zur Verfügung, um dieses Vorhaben zu finanzieren, 111 Dublonen an der Zahl, was dem doppelten Wert in mittelreichischen Dukaten entsprach. Das war eine ordentliche Summe. Als Gegenleistung wollte er von jedem von uns eine Haarlocke haben. Ich konnte den Magus jedoch davon überzeugen, dass dies nicht notwendig sein, wenn ich einen heiligen Eid mit Blut besiegelt leiste, in dem ich gelobe, dass ich alles tun werde, um die Expedition zum Erfolg zu führen. Das musste ihm genügen und das tat es auch. Dann war die Unterredung zu Ende und wir verliesen die Akademie. Was wohl die Expedition bringen würde?

Isleif Aknasson von Thorwal, Schwertbruder, Prätor des Rondra Tempels zu Thorwal

Abenteuer: Unter Barbaren
Dieser Eintrag wurde am 23.10.2016 (22:54) verfasst und 803 mal aufgerufen.
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