Tagebuch von Anjon Belletor von Gareth
vom geschändeten Efferd-Tempel, Grassberger und dem Verschwinden des Splitters (1. Ingerim 1027)

So machten Jurga, Nuri, Oswin und ich uns auf den Weg zum Efferd-Tempel. Ward der Herr Phex und der Herr Efferd diesesmal mit uns? Der Tempel des Launigen lag ausserhalb der Stadt am Wirselbach. Wir betraten die heiligen Hallen und uns umfing Dunkelheit und Stille. Während Jurga und Nuri das Tempelinnere in Augenschein nahmen, ging ich mit Oswin wieder nach draussen und umrundete den Tempel, um mir so einen Überblick zu verschaffen. Etwa auf halbem Wege fand ich den geschändeten Leichnam einer Efferd-Akoluthin. Ich ersparte dem kleinen Oswin den Anblick und bedeckte die Leiche mit der Robe. Auch wenn in nicht in den Künsten des Spurenlesens bewandert war, so erkannte selbst ich, dass hier ein Trupp berittener Plünderer sein unheiliges Werk verrichtet hatte. Die Götter sollen sie verdammen, das ehrlose Pack. Ich trug den Leichnam von dem Weg weg ein paar Schritte Richtung Tempelmauer. Dann gingen wir weiter, bis wir den Hintereingang des Tempels erreicht hatten. Ich setzte die Gefährten über die tote Akoluthin in Kenntnis. Die Gefährten hatten auch einen weiteren Leichnam gefunden, hängend in der Klappe zum Wirselbach, der unter dem Tempel hindurchfloss. Aber nirgends ein heiliges Efferd-Feuer zu sehen. So nahm ich den Leichnam und verbrachte diesen auf einen Karren, der ausserhalb des Tempels stand. Der Herr Efferd möge es mir verzeihen, aber ich belud diese Karre mit den beiden Leichen. Diese waren Beweise für ein Verbrechen und so wollte ich diese den örtlichen Boronis überstellen, ehe diese dann dem Wasser übergeben werden. Diesesmal war Phex jedoch mit uns und Jurga fand im Wasser unter Luke tatsächlich einen Gwen-Petryl zusammen mit etwa 15 Goldstücken, die wir nicht den Plünderern überlassen wollten. In der Zwischenzeit zeigte ich Nuri die gefundene Spuren, allerdings konnte auch er nicht mehr aus diesen lesen.

Wir machten uns wieder auf dem Weg zurück nach Gareth zur Schwert und Stab, um dem Mechanikus den Stein zu überbringen. Auf dem Weg dorthin, bemerkte Jurga, dass wir verfolgt wurden. Ich hatte dafür keine Zeit und daher bemerkte ich erst gar nicht, dass sich Jurga alleine dieser stellte. Es schien wohl einer der Tobrier zu sein, denn als Jurga  unvorsichtigerweise etwas über die Almadaner bemerkte, reagierte die Person sehr ungehalten und erleichterte Jurgas Gold-Börse. Den Göttern sein Dank war es nur Gold, nicht auszudenken, wenn man sie einfach abgestochen hätte. Das ward diesen Tobrieren jedenfalls zuzutrauen. Wir kamen dann bei der Schwert und Stab etwa zeitgleich mit dem Rest der Gemeinschaft an. Fringlas und Canku hatten den Noioniten in Rosskuppeln einen Besuch abgestattet, um etwas über Grassberger in Erfahrung zu bringen. Jener hatte vor etwa 20 Götterläufen, oder waren es 25 gewesen, dort für eine Zeit verweilt. Wie mir nachträglich berichtet wurde, ward ihre Erkundungen von Erfolg gekrönt. Sie konnten mit einer Geweihten sprechen, die sich an Grassberger erinnerte.

Tobsucht und Raserei zerissen Coran zu dieser Zeit und er suchte Zuflucht dort. Er hatte eine Geliebte, von der er sich jedoch abwandte. Zu aller Überraschung handelte es sich um die uns bereits bekannte Travia-Geweihte aus Rosskuppeln, welche nach der gescheiterten Beziehung mit Grassberger die Schürzte einer Travia-Novizin nahm. Die heutige Mutter Weibrid. Bei den Göttern, was für eine Überraschung. Grassberger ist irgendwann wieder zu Sinnen gekommen, jedenfalls einigermaßen, und hatte dann das Kloster verlassen. Es faselte noch etwas davon, dass "der Preis für sein Verlangen viel zu hoch" sei und, dass man ihm "nicht folgen solle, sonst würde er in alte Gewohnheiten zurückfallen".

Ich kenne Grassbergers Geschichte aus den Erzählungen von Meister Adersin. Seine Mutter, Krona Adersin, war einst mit ihrer kaiserlichen Majestät Reto auf die verfluchte Giftinsel gegangen, um jene für den Greifenthron zu erobern. Damals war auch ein junger Coran Grassberger dabei, gepresst in den Kriegsdienst gegen seinen Willen, der sich auf der Insel bald einen geführchteten Namen machte, da er die Taktiken und Kampfstrategien der Einheimischen adaptierte. Seine Brutalität, Rücksichtslosigket, Blutlust und Grausamkeit ist heute noch berüchtigt. Das, was Meister Adersin mir im Vertrauen über diesen Mann berichtet hatte, und er wiederum von Aussagen seiner Mutter wusste, überbot das, was in den offiziellen Büchern und Dokumenten stand, bei Weitem. Ein meisterlicher Fechter mit der maraskanischen Klinge zur Anderthalb Hand, gemein hin bekannt als Tuzakmesser, war er ein tödlicher Gegner in jedem Duell. Jedoch lies er jedwede Art von Ehrhaftigkeit vermissen und metzelte seine Gegner aus dem Hinterhalt nieder. Daher auch seine Beinamen "der Tod" und "Fallensteller Reto". Er musste zwar schon an die sechzig Götterläufe nun zählen, allerdings, die Götter stehen uns bei, wenn er seine alten Angewohnheiten wieder aufnimmt.

Was mir Sorgen bereitet, war die Tatsache, dass Grassberger irgendetwas mit dem Stab des Vergessens zu tun hatte. Das heisst, wir werden in finden müssen. Wer weiß, wie ein derartig Wahnsinniger reagiert, wenn man ihn auf seine Vergangenheit anspricht? Trotz seiner sechzig Götterläufe war er immer noch ein tödlicher Gegner. Nur gut, dass der Kampfstil mit dem Tuzakmesser auf Schnelligkeit basierte, eine Eigenschaft die mit dem Alter abnahm. Aber ich gebe mich keinen Illusionen hin, hinterhältig wie er war und immer noch sein würde, würde eine Konfrontation mit ihm uns alles abverlangen.

Doch all dies lag noch in der Zunkunft. Jetzt ward die Gegenwart und man musste sich um den Splitter kümmern. Nach der Gwen-Petryl dem Mechanikus übergeben worden war, ward es Zeit, den Splitter zu holen. So machten wir uns auf dem Weg zum Praios-Tempel, zusammen mit der Spektabilität Foslarin. Dort angekommen, sah man auf einen Blick, dass es höchste Zeit war. Tiefrotes Leuchten kam aus der Kiste, die bereits zu bersten drohte. Kein Wunde, bei dem unheilligen Element, dass in der Kiste war. Die Kiste wurde mit Stäber zu einer tragbaren Lade umfunktioniert, und der Zug ging los. Die Praioten stimmten einen Sing Sang an und man bewegte sich durch Gareth in Richtung der Schwert und Stab. Der Splitter griff wieder nach dem Geist der Menschen in der Umgebung. Diesesmal kannte ich die Anzeichen und konnte rechtzeitig den Abstand erhöhen. Viele Schaulustige brachen am Rande des Wegs zusammen. Diese unheilige Präsenz ward gefährlich, hoffentlich hielt das Gefängnis für den Splitter. Den Göttern zum Dank kamen wir bei der Schwert und Stab an. Ich blieb oben, als der Rest in den Keller ging, um den Splitter zu versorgen. Zu müde und hungrig war ich. So bekam ich das, was sich unten zu Trug später aus Erzählungen mit. Der Splitter wurde in das Spiegelgefängnis von Nuri mit den Händen gelegt, die in den Handschuhen eines Feinmechanikers steckten. Dabei wurden seine Hände schwerst verletzt. Tiefschwarz und abgestorben. Dies war schlimm, aber noch schlimmer war, dass das Gefängnis nicht funktionierte. Es öffnete sich etwas, was als "Riss der Sphären" beschrieben wurde, was auch immer das heissen soll. Dorthin wurde der Splitter zusammen mit dem Mechanikus gezogen. Respektive dem größten Teil des Mechanikus, da ein abgetrennter Arm desselbigen zurückblieb. Vermalledeit. Der Splitter war weg und der Mechanikus Leonardo auch. Bei den Göttern, man konnte nur hoffen, dass der Splitter nie wieder aus den Niederhöllen zurückkehrte. Wie ich später erfuhr, begab sich Nuri in die Obhut der Peraine Kirche, um Heilung zu erlangen. Dies ward verwunderlich, glaubte er doch an den Alleinen Gott. Mein novadischer Freund erstaunte mich immer wieder.

Nach jenen Ereignissen ging ich nach Hause zum Anwesen meiner Familie. Mein Vater war noch wach und wie immer, trieb ihn das Phexische um. Ob ich Einfluss auf die Aushebung der neuen Stadtgarde nehmen könne und ob man die Fuhrleute nicht von der Rekrutierung ausnehmen könne und und und. Das war es, was mich schon immer an ihm störte. Es ging um viel mehr, als die eigene Geldbörse, es ging darum, Gareth wieder aufzubauen, dem Greifenthron zu dienen, aber der hochgeborene Baron Helwil Belletor von Gareth dachte nur an seinen Profit und seine Vorteile. Aber ich wollte nach den ersten zaghaften Banden des neuen Familienfriedens nicht schon wieder diesen alten Konflikt mit ihm ausfechten. Ich werde mich im Rat der Helden für seine Belange einsetzen. Dann schlief ich nach einem Glas Wein auf dem Stuhl ein.

Honor Primum Alia Deinde - Die Ehre zuerst, alles Andere danach

Anjon Belletor, Edler zu Gareth, Schwertgeselle nach Adersin

Abenteuer: Jahr des Feuers - Aus der Asche
Dieser Eintrag wurde am 12.09.2016 (15:35) verfasst und 754 mal aufgerufen.
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