Tagebuch von Marnek Espenhain
Die Wurzel des Übels wird heraus gerissen

Rushuk überraschte mich immer wieder. Man merkte schon, dass er ein für orkische Verhältnisse recht schlauer Kerl war – und wohl auch schon einige erlebt hatte. Er konnte sogar Sindajas Knappen als Prinz Arlan von Weiden identifizieren. Kein Wunder das der Bursche so einiges wusste, von dem ich keine Ahnung habe. Dann wäre also auch die Frage nach dem „größeren Haus“ die MaLuf anscheinend so umtrieb geklärt… Prinz sticht wohl zumindest formal Bronjar um ein paar Stufen. Jetzt wäre es noch interessanter von dem Bengel mal ein paar Haare, etwas Blut oder sonstwas zu bekommen. Allerdings war er da so gar nicht kooperativ. Das würde wohl schwieriger werden… aber man sollte doch meinen, dass ein Knappe wenn es ans kämpfen geht auch mal richtig bluten wird. Das wird sich schon regeln…

Wir brachen dann am nächsten morgen früh auf. Drei Tage hätten wir, den Kopf des schuldigen bei Rushuk abzuliefern. Das sollte reichen. Unser erster Weg führte uns in den Bauernhof südlich von Neu-Lowangen, wo wir den zweiten Schrank aufluden. Dabei gab es allerdings ein paar Probleme, weil MaLuf auf einmal recht panisch wurde und meinte er hätte große Angst, da wäre irgendwas. Da er selbst nicht in der Lage war seinen verdacht mittels Odem zu verifizieren musste doch wieder ich ran. Tatsächlich wurden wir von einem dieser fliegenden Augen und noch einem kleinen, herumwuselnden und wuschenden Dämon beobachtet. Hatte ich mir aber eigentlich eh schon gedacht. Nachdem der Schrank endlich verstaut war schrieb ich unserem Beobachter eine Nachricht, dass wir wüssten wo er zu finden sei. Soll er doch wissen das wir kommen und Angst haben… vielleicht würde ihn das zu einem Fehler verleiten. Zumindest trieb es ihn anscheinend zu weiteren Handlungen…

Auf dem Weg nach Lowangen erwartete uns dann eine weitere Überraschung. 3 finstere Gestalten jagten auf dem Weg vor uns einen Praiospfaffen, was Sindaja und Bärwulf sofort dazu verleitete, in blindem Galopp zum Angriff überzugehen – nur um festzustellen, dass es eine Falle war und der Pfaffe sich auch noch gegen sie wendete und plötzlich 4 Gegner auf sie einschlugen. Wir auf dem Wagen wurden unterdessen von 4 Armbrustschützen aus einem Wäldchen neben der Straße aufs Korn genommen, die Kerle schossen uns den armen Gaul vor dem Wagen zusammen und wir mussten ebenfalls zum Angriff übergehen, um nicht einfach weiter unter Feuer zu liegen. Vic stürmte voran, ich mit MaLuf hinterher und Kajani gab uns Deckung. Es dauerte nicht einmal lang, ich bin erschreckt über unsere Effektivität, aber es dauerte keine Minute, und sieben von den acht Burschen lagen in ihrem eigenen Blut, einen konnten wir gefangen nehmen. Dafür waren unsere anderen beiden Gefangenen, die Anführerin der Wölfe und der Vogt, auf einmal weg. Waren Sindaja beim Sturmritt vom Pferd gefallen und haben sich in die Büsche geschlagen. Aber dank Kajanis Künsten im Fährtensuchen hatten wir die beiden auch schnell wieder eingesammelt.

Als wir in Lowangen ankamen gab es erst einmal die üblichen Diskussionen mit der Stadtwache, aber wir wurden dann doch zügig zur Kommandanta vorgelassen, die hocherfreut über unsere Erfolge war und anstandslos die ausstehenden Kopfgelder auszahlte. Immerhin 11 Dukaten für jeden von uns. Besonders Vic und Kajani bekamen dabei regelrecht feuchte Augen… die andere Nachricht, dass in ihrer Stadt wohl ein Schwarzmagier sein Unwesen trieb, der hier als angesehener Medicus bekannt war, erfreute sie dagegen weniger. Wir machten uns also zusammen mit ihr und ein paar Wachen auf den Kerl zu verhaften. Sindaja bestand auf einen Umweg über den Praiostempel wegen der Dämonen mit denen wir es jetzt schon zwei mal zu tun hatten, als plötzlich MaLuf ein recht seltsames verhalten an den Tag legte. Erst bezichtigte er Kajani irgendeines Frevels gegen die Kirche, dann wollte er unbedingt den Wolf an sich nehmen. Dabei wurde er immer heftiger und penetranter, bis es schließlich sogar zu Handgreiflichkeiten kam. Das sah ihm so gar nicht ähnlich, da war sicher etwas faul. Die Kommandanta nahm ihn erst einmal in Gewahrsam und dann schleiften wir ihn zum Praiostempel, wo wir ja eh hin wollten. Die Priester dort waren tatsächlich kooperativ, aber das lag wohl eher an Sindaja und der Kommandantin als am Rest von uns. Sindaja ließ ihr Schwert weihen um gegen das Gezücht zu ziehen und auch MaLuf wurde mit einer Art Exorzismus geholfen. Ich habe ja nie behauptet, dass diese Priester nichts können – aber das war tatsächlich praktisch. Man muss schon anerkennen, dass diese Diener der Kinder von Los und Sumu auch ihre eigenen Vorzüge haben, wenn ich auch dazu neige sie ein wenig zu belächeln oder manchmal nicht ganz so ernst zu nehmen wie sie sich selbst sehen.

Im Haus des Hartsteen bot sich uns dann ein Bild des Grauens, nachdem die Wache ohne Umschweife die Tür aufgebrochen hat. Überall lagen Tote herum, offensichtlich die Hausdiener, die den blutigen Ritualen ihres Herren zum Opfer gefallen waren. Alle Zeichen schrien laut und deutlich „Schwarzmagier“. Ein Labor, ein Beschwörungszimmer, Bücher, Experimentiertische auf denen noch Holz und Lehm lag… hier hatte sich einer so richtig ausgetobt. Verwertbares fanden wir nicht und nehmen durften wir auch nichts, da die Kommandanta alles als Beweismittel einstufte. Allein, den Schurken fanden wir nicht, er war wohl vor mehreren Stunden überstürzt abgereist. Wachen wurden an die Stadttore geschickt um herauszufinden, ob und wohin der Mann geflohen war. Es dauerte auch nicht lang, und wir erhielten Nachricht, dass er mit einem Karren über das Fuchsloch die Stadt verlassen hatte, bedauerlicherweise mit einer Magistratin, die er wohl als Geisel gleich mitgenommen hatte. Wie sollte es anders sein erhielten wir den Auftrag, die Dame zu retten und dem Schuft beizukommen.

Wieder kamen Kajanis Fähigkeiten als Fährtenleserin zum Einsatz und wir folgten dem Karren bis zu einem nicht weit entfernten Plateau, auf dem sich anscheinend ein Ritualplatz befand. Das Bild vor uns war verstörend. Ein Talkessel, in dem eine bebilderte Stele stand, davor der Magus und sein Opfer, bewacht am Eingang von zwei belebten Gestalten, eine aus Holz, eine aus Lehm. Wir beschlossen, die beiden Wächter fort zu locken um dem Kerl beizukommen und Kajani sollte wieder mit dem Bogen ihr Werk verrichten. Lange würde ein Magier dem Feuer sicher nicht standhalten. Leider ging der erste Schuss daneben und er wurde auf uns Aufmerksam. Zwischen uns und dem Magus fand sich eine Art magischer Barriere, die die Luft träge wie Wasser werden ließ, und zu allem Überfluss schützte sich der Bursche mit einer Illusion, die ihn vervielfachte und Spiegelbilder schuf, die ständig mit ihm verschwammen. Kajani schoss zwar weiter, aber er war kaum zu treffen. Seine unheiligen Schergen machten sich auf, kämpften sich durch die Barriere und griffen uns an. Sindaja, Bärwulf, Vic und MaLuf stellten sich den beiden Götzen, während ich versuchte mich durch die Barriere zu drücken. Bei Sumu, das war ein anstrengendes Stück Arbeit, als würde man versuchen am Grund eines Sees 3 Dutzend Schritt weit zu laufen. Ich weiß nicht genau wie, aber es gelang mir hindurch zu kommen, auch wenn ich am Ende völlig erschöpft und außer Atem  war. Zum Glück hatte ich noch ein wenig Yagan-Öl einstecken, wodurch ich schneller wieder ausreichend Luft in die Lungen bekam und meine Erschöpfung überwand.

Ich schlich mich an den Schurken heran, und auf den zweiten Anlauf gelang es mir, seine Zunge zu lähmen, so dass ich erst einmal vor schädlichen Zaubern sicher sein sollte. Dabei wurde er meiner natürlich gewahr und wir begannen unseren Kampf. Ich fühlte mich mit meinem Speer recht sicher, hatte der Kerl doch lediglich ein Messerchen zu seiner Verteidigung und kam nicht an mich heran. Dabei schlugen immer wieder Kajanis Pfeile um mich herum ein, wir hatten beide das gleiche Problem. Der Schuft war einfach kaum zu treffen, weil wir nie wussten, wer der echte Magus, und wer nur eine Illusion war. Nach mehreren vergeblichen Versuchen einen Treffer zu landen nahm ich doch noch magische Hilfe in Anspruch. Der Odem verriet mir klar und deutlich, welche der Gestalten der echte Magier war, wenn auch nur kurzzeitig. Zwei Treffer konnte ich landen, aber leider fiel er davon nicht. Den Ausschlag gaben wohl Kajanis neue Pfeile. Zwei oder drei Treffer hatte sie trotz allem gelandet, aber die Pfeile staken fest in ihrem Opfer und schienen ihm schmerzen zu bereiten und sein ausbluten zu fördern, denn irgendwann fiel er einfach um, ohne dass ich ihn noch einmal getroffen hätte und auch die Illusion verlor ihre Wirkung, so dass man endlich wieder ein klares Ziel hatte.

Ich kümmerte mich um die Magistrata, die aus zahlreichen schnitten blutete. Sie wäre wohl das nächste Opfer geworden, und auch Sindaja hatte es schwer erwischt, meine Ritterin lag kampfunfähig in der Gegend herum. Aber es war zum Glück noch einmal alles gut gegangen, und so schleppten wir uns nach Lowangen zurück, um unseren Sieg zu feiern. Und die Beute, die ich im Laufe der letzten Tage „gefunden“ hatte, wollte ich ja auch noch aufteilen, das ist auch noch einmal ein schöner Batzen Dukaten für jeden.

Nach ein paar Tagen kamen wir zu dem Entschluss, dass sich unsere Wege wohl wieder trennen würden. Ich habe noch die 18 Dukaten bei Greta, der Frau des ersten Orkmörders den wir gefangen hatten in Lowangen abgegeben. War gar nicht so einfach die zu finden, aber als wir es geschafft hatten und ich ihr eröffnete, das ihr Mann wohl nicht zurück kehren würde, war sie sehr betroffen. Auf der anderen Seite waren für sie die Güldenen die ich ihr gab ein wahrer Reichtum, der sie ein wenig tröstete... die Details, warum ihr Gemahl nicht zurück kehren würde verschwieg ich aber lieber...

Außerdem machte mir Arlan ein Angebot, dass ich kaum ablehnen konnte. Er würde für mich diese leidige Sache in Weiden mit der Praioskirche "regeln", ein kleiner Ablass von stolzen 100 Dukaten den er mit einer Fürsprache seinerseits abgeben würde, sollte das Problem lösen. Dann könnte ich wenigstens wieder unbesorgt durch Weiden Reisen, dass war es mir Wert. Ich gab ihm also das Gold und meine Adresse in Schloss Strobanoff, wo mich die Absolution erreichen würde, und hoffte einfach auf das Beste. Rushuk liesen wir den Kopf des schuldigen zukommen, der recht erfreut war und versprach, uns in guter Erinnerung zu behalten. mehr war aber auch nicht drin... danach war es dann wirklich Zeit für uns Lebewohl zu sagen. Wir hatten, gerade mit den hoch beladenen Wagen noch einen langen Weg vor uns zurück ins Bornland. Und Wagen fahren war ja auch nicht, wir mussten die Viecher am Zügel führen... dafür machten wir in Gashok auf dem Weg noch einmal Station um den Kommandanten der Orks an sein Versprechen zu erinnern, uns noch 10 Ausgestoßene mitzugeben. Irgendwie hatte ich den Eindruck, als die endlich alle eingesammelt waren, er war froh diese Gestalten loszuwerden. Ich bezweifle ehrlich gesagt, dass uns die Kerle alle bis ins Bornland folgen würden, aber seis drum. Wenn nur die Hälfte mit ankommen würde, wäre es ja auch schon was. Ob meine Motivationsansprache wirkte, bei der ich mich ihnen als ihr neuer Schamane vorstellte, inklusive einer kleinen Geisterbeschwörung, und versprach, in meinem Stamm wären sie willkommene Mitglieder der Gemeinschaft, wird sich dann zeigen.

Der Weg war wirklich lang und beschwerlich. Und das wir nicht sonderlich schnell vorangekommen waren zeigte sich dann daran, dass der Bote mit dem Ablassbrief nur wenige Tage nach uns auf Strobanoff eintraf. Aber immerhin, Arlan hatte Wort gehalten, die Orks waren, zumindest was das körperliche zupacken anging sogar recht hilfreich und konnten sich aus den Wäldern ums Schloss weitgehend selbst versorgen, und die Schränke machten sich wirklich gut zwischen Küche und Speisesaal. Jetzt bräuchte ich nur einen Koch, der die große Küche auch richtig nutzen könnte... aber das wird wohl eine andere Geschichte werden.

Dieser Eintrag wurde am 29.07.2016 (17:07) verfasst und 699 mal aufgerufen.
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