Tagebuch von Anjon Belletor von Gareth
vom Flug auf dem Greifen Orbaran

Und als es nach dem Abzug von Rhazzazor und seinem Gefolge keine Hoffnung mehr gab, ward nur noch die Lanze Finsterfang am Boden Zeuge der vergangenen Kaiserin Emer von Gareth. Der untote Drache hatte sein Ziel erreicht. Ich hatte die Kaiserin nicht schützen können. Was für eine Schande für das Haus Belletor und Adersin. Mit dieser Schmach wollte ich nicht mehr weiter leben, so beschloss ich, an Ort und Stelle mein Leben durch eigene Hand zu beenden. Doch als ich gerade die erste Schnalle meiner Rüstung öffnen wollte, tat sich der Himmel über dem brennenden Gareth auf und es erschienden die neun Sendeboten des Herrn Praios. Angeführt von Obaran, dem Fürst der Greifen, hatten Sie den wohl sehr weiten weg von Alveran nach Dere endlich zurückgelegt. Dieser Anblick weckte etwas in mir. Einen Funken Hoffnung. So stießen sie herab und landeten zu unseren Füssen. Obaran führte ein intensiveres Gespräch mit Fringlas, dem ich nicht ganz folgen konnte, es ging um dessen Seele. Kurz nach den Greifen erschienen noch zwei Perldrachen und ein junger Mann, der auf einen der beiden reitete. Nuri schien diesen aus vergangenen Ereignissen zu kennen. Die Drachen waren geschickt worden, um der Kaiserin zu dienen. Da diese nicht mehr wahr, wurde es so ausgelegt, dass sie nun Gareth dienten. Kurzum, Jurga und Fringlas nahmen einen Drachen, der Rest einen Greif. Ich stieg auf Orbaran auf.

Niemals hätte ich es mir je träumen lassen, einmal in meinem Leben der Ehre zu Teil zu werden, einen wahrhaftigen Greifen reiten zu dürfen. Diese besondere Ehre gab mir wieder Mut, denn ein Greif würde sich niemals von einem reiten lassen, der in dessen Augen nicht würdig wäre. Konnte sich das Blatt für Gareth und dem Greifenthron noch wenden? Wenn nicht mit den Greifen, mit was dann? Kaum saß ich auf diesem stolzen Tier, so hatte ich plötzlich keine Angst mehr. Eine seit langem nicht dagewesene Zuversicht ergriff mich. So erhoben wir, die Greifen- und Drachenreiter, uns in die Lüfte.

Als erstes begegnete uns eine Art flugfähiges Boot. Dieses wurde von einem Schwarzkuttenträger gesteuert. Fringlas warf etwas von seinem Drachen aus hinein, der Drache spie darauf Feuer und ein Teil des Bootes ward lichterloh in Flammen. Canku nutzte ein aussergewöhnliches Flugmanöver, um das bereits auf einer Seite abgesackte Boot nun vollständig zu drehen, so dass der gesamte Inhalt, ob Mensch, Paktiere, Zombie oder sonstiges Gezücht einen unfreiwilligen Flug nach unten antrat. Als nächstes sah ich auf einem der Dächer eines brennenden Hauses eine Familie stehen, die keinen Fluchtweg mehr nach unten hatte. Ich steuerte Obaran darauf zu und der Rest folge nach. Jeder Greif packte einen der Menschen, als aus einem Hinterhalt eine Bande von Gargylen über uns herfiel. Der Kampf kostete einem Kind das Leben, das regelrecht in zwei Hälften von der Klaue eines Steinungeheuer gerissen wurde. Wenigstens konnten wir den Rest retten. Wieder gelang es mir nicht, die alle Schwachen zu schützen, so wie es die Traditionen des Hauses Adersins gebieten. Aber ich konnte wenigstens die meisten davon retten. Aber wozu? Hassen die Menschen mich jetzt, weil das Kind gestorben ist, und sie damit leben müssen? Wer weiß das schon.

Dann flogen wir über das kaiserliche Museum und von diesem wollte sich ein größeres Luftschiff mit einer Menge an Beute gerade davon machen. Das musste unterbunden werden. So griffen wir auch dieses Gefährt an. Die erste Angriffswelle konnte zwei der drei Schwarzkutten erledigen. Auch die dritte musste erledigt werden, wollte man einen Verbleib der Gegenstände sicherstellen. Also lies ich Obaran wenden und machte mich für einen zweiten Anflug bereit. Ich sah noch aus den Augenwinkeln etwas auf mich zu kommen, riss instiktiv das Schild hoch, konnte auch einen Pfeil abwehren, doch etwas traf mich genau an der Stelle zwischen dem Übergang der Plattenrüstung und der Hose. Ein gleißender, brennender Schmerz bohrte sich tief in meine Eingeweide. Doch nur kurz, dann wurde ich ohnmächtig.

Ich kam nach einiger Zeit wieder zu mir. Irgendetwas hatten meine Gefährten getan, um mich, zum wiederholten Male, vor den Schwingen Golgaris zu retten. Es war jetzt an der Zeit, die fliegende Festung anzugreifen. So machten wir uns erneut auf, die Greifen- und Drachenreiter. Dies war wohl unsere letzte Chance, diesem Wahnsinn einen Einhalt zu gebieten. Diesesmal muss es klappen, wir dürfen nicht scheitern. Doch irgendetwas verbreitete eine gewisse Zuversicht in mir. War es die Nähe zu einem göttlichen Wesen? Es heisst, der vollende Ritt auf einem Greifen entziehe die Seele für immer und aller Zeit dem Zugriff der Anderswelt. Wer weiß das schon, ob es stimmt. Die Greifen warnten uns jedoch, dass ihre Gegner, die Irrhalken, alles tun werden, um die Vollendung des Ritts zu verhindern. Dann hoben wir ab und flogen an die Festung heran.

Ein riesiger Pulk von Irrhalken fing uns jedoch ab. Das Gefecht war von vornherein als verloren zu betrachten. Die Menge dieser Wesenheiten waren viel zu viel. Dennoch, es schien den Greifen nicht die geringste Angst einzujagen. Siegessicher und ohne Angst stürtzen sie ins Gefecht, und mit ihnen auch ihre Reiter. Es war, kurz gesagt, ein Gemetzel. Dieses Dämonenpack kämpfte, wie erwartet, ohne Ehre. Auch waren diese Viecher sehr schwer zu töten, selbst mit Arashar als Waffe. Ausserdem nutzten Sie neben Angriffen mit Klauen und Schnabel noch Feuersbrünste und dergleichen ein. Orbaran stellte sich ohne Furcht entgegen und dieses Gefühl übertrug sich auch auf mich. Dennoch kostete mich das Gefecht erneut fast mein Leben, da ich nach Erschlagen eines Irrhalken von einer niederhöllischen Feuersglut erwischt wurde, in der diese widernatürliche Wesenheit verging. Ohne meine Plattenrüstung wäre ich wohl verglüht, so gab es durch das heisse Metall nur ein paar Brandblasen.

Dann flogen wir die Festung an. Was uns dort erwartetet, war jedem klar. Tod. Entweder Gallotas oder unserer. Es gab kein zurück. Es gab nur Sieg oder Tod und nichts dazwischen.

Honor primum, alia deinde - zuerst die Ehre, alles andere danach.

Abenteuer: Jahr des Feuers - Schlacht in den Wolken
Dieser Eintrag wurde am 6.07.2016 (14:51) verfasst und 684 mal aufgerufen.
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