Tagebuch von Anjon Belletor von Gareth
der Untergang Wehrheims (24. Peraine 1027 BF)

Rahastes löste sich langsam auf, nachdem der Keil des Lichts ihn mit Hilfe der Plagenknolle bekämpfte. Plötzlich fiel Praios Schein wieder auf das Mythraelsfeld und binnen Augenblicken vergingen diese unheiligen Untoten. Die, die der strafende Blick des Götterfürsten nicht sofort erledigte, gruben sich in den Boden ein. Da ward noch einiges zu tun, wenn die Dunkelheit zurückkam. Doch der endlose Heerwurm war besiegt. Die kaiserliche Armee hatte Stand gehalten, Wehrheim hatte Stand gehalten. Erst langsam, dann immer lauter brandete der Jubel der Soldaten auf, als sie ihre Waffen in das Sonnenlicht streckten und das Greifenbanner hochhielten. Ihre königliche Majestät Rohaja persönlich hielt das Schwert der Könige Garethiens empor und verkündete den Sieg.

Doch was war DAS, was die vergehenden Schleier Rahahstes gebaren? Bei den zwölf Göttern, so etwas hatte ich noch nie gesehen. Ein riesiges, fliegendes Objekt, das am Himmel stand und einen unheilvollen siebengezackten Schatten auf Dere warf. Eine obskure, alptraumhafte Felsenstadt der Lüfte. Bei Rondra, das verhies nichts Gutes, denn es gab nur einen, der so etwas erschaffen konnte. Das hies, der Reichsverräter war persönlich anwesend. Gaius Cordovan Eslam Gallota. Ich befürchtete in diesem Augenblick das Schlimmste, doch ER sollte dies noch übertrumpfen.

Die Vernichtung begann mit einem Wind, der sich im Nu zu einem wahren Orkan steigerte. Alles wurde fortgerissen. Leichen, Kriegsgerät, Waffen, Rösser, Fuhrwerke. Ich suchte in meiner Verzweiflung ein Schild und hatte Glück. Jurga lief ein paar Schritte vor mir. Ich packte Sie und hielt uns das Schild über den Kopf, zumindest versuchte ich es. Eine elementare Urgewalt riss mich hoch und ich konnte geistesgegenwärtig noch den Schild fallen lassen, so dass ich nach ein zwei Schritt Höhenluft wieder zu Boden krachte. Das Chaos nahm seinen Lauf. Es bildeten sich Windhosen, die über das Mythraelsfeld einen Vernichtungstanz vollführten. Ein kurzer Blick über die Schulter lies für Wehrheim das Schlimmste erahnen. Mauern, Dächer, Fachwerk, Befestigungsanlagen, Schindeln, einfach alles wurde weggerissen. Etwa 20 Schritt vor uns materialisierte sich plötzlich etwas, was ich noch nie erblickte. Ein drachenartiges Wesen mit einem langen Hals und Hörnern auf dem Kopf. Instinktiv wichen wir diesem Wesen aus. Es hatte wohl etwas mit diesen Orkanen zu tun. Und da war Rohaja, die künftige Kaiserin des Mittelreiches. Sie ritt immer noch auf Ihren Schlachtross und schrie etwas, das in dem Getöse unterging und auf einmal traf Sie eine dieser Windhosen und von einem Augenblick auf den anderen war sie hinfort. Nur ein zerfetztes Greifenbanner erinnerte an die Stelle, an der Sie noch vor wenigen Sekunden stand. Jurga und ich hatten Glück, wir kamen unbeschadet durch.

Urplötzlich brach der Orkan ab. Ein kaiserlicher Soldat wurde etwa 20 Schritt neben uns von etwas getroffen, das vom Himmel fiel. Ich sah es aus den Augenwinkeln und als ich darauf meinen Blick schärfte traute ich meinen Augen kaum. Wahrhaftig, ich sah es, ein Baum wuchs in wenigen Augenblicken auf dem Kopf des Mannes und wurzelte dort. Dann schaute ich nach oben, und tatsächlich. Aus dieser Felsenfestung wurden unzählige Kapseln abgeworfen, die nach auftreffen einen gelben Blütenstaub versprühten, aus diesem wuchsen sofort diese unnatürlichen Bäume. Wir sahen vor uns die Hütte, in der noch Fringlas war, urplötzlich ins Wanken geraten und fallen.Zeitgleich wurde ich am linken Stiefel von einer diesen Kapseln getroffen. Reaktionsschnell konnte ich den Stiefel ausziehen, gerade noch rechtzeitig. Ein denbar ungünstiger Zeitpunkt, denn als wir in die Nähe der Hütte kamen, sahen wir es. Messergras, das sich langsam aber sicher ausbreitete, hatte die Beine der Hütte zerschnitten. Es half aber nicht, wir mussten Fringlas retten.In der Zwischenzeit waren Cankunaku und Nuri auch zu uns gestossen oder besser geweht worden. Ohne Vorankündigung trat ein neues Übel auf. Blutsaufende Dornenranken, die sich um Leiber schlangen und sich an deren Blut binnen Sekunden labten, um zu prächtigen Stauden heranzuwachsen.

Ich zog den Anderthalberhänder und schnitt uns einen Weg durch das Messergras. Als wir dort ankamen, kletterte der Novadi nach oben, während ich Ausschau nach dem Rondrakamm von Rondrasil Löwenbrandt hielt. Wie duch ein göttliches Wunder fand ich diese Waffe und schnitt mich zu Ihr durch. Sollte ich dieses schändliche Pervertierung der Elemente überleben, so werde ich diese Waffe dem Rondra-Tempel zu Gareth zurückbringen. Ebenfalls fand ich die Baroness von Zobel, die immer noch versteinert war. Auch zu dieser schnitt ich mich durch. Nuri kam von der Hütte wieder runter und hatte meinen Kriegsbogen gefunden, von Fringlas fehlte jedoch jede Spur. Wir nutzen die von Zobel als Walze, um einen Weg durch das Messergras zu bahnen. Plötzlich trockneten die Ranken und Bäume in wenigen Augenblicken aus und blieben als verdörrtes Gestrüpp überall auf dem Schlachtfeld zurück.

Ohne jegliche Vorwarnung schlugen überall schritthohe Flammenwände empor. Eine niederhöllische Hitze breitete sich aus und ich begann, unter meiner Metallrüstung augenblick zu schwitzen wie ein Ochse. Dank des verdorrten Gestrüpps wurde das Schlachtfeld zu einem flammenden Inferno, dass die wenigen Überlebenden einfach wegbrannte. Von  oben kamen aus der Felsenfestung noch Feuerkugeln herabgeregnet. Ich sah mit eigenen Augen, wie eine solche in einen Panzerreiter einschlug und übrig blieb etwas, was man am Besten als zu einem Haufen zusammengeschmolzenes Metall und Fleisch beschreiben würde. Der Gestank nach verkohltem Fleisch war ekelerregend. Zwischen der Hitze und den Flammen meinte ich etwas gesehen zu haben, dass wie ein riesiger aufrecht gehender Salamander aussah, aber es konnte auch ein Trugbild sein. Auch hier hielten die Götter Ihre schützende Hand über uns und ausser ein paar kleineren Brandverletzungen kamen wir davon.

So wie das Feuer kam, so ging es auch wieder und wurde ersetzt durch Stöße in der Erde, die beständig zunahmen und in einem orgiastischem Beben gipfelten, so wie wenn man bei einem Weibe liegt. Alles, was jemals hier von Menschenhand gebaut wurde, sei es aus Holz oder Stein, wurde von diesen Stößen zum Einsturz gebracht. Wehrheim, das stählerne Herz des Mittelreichs, fiel und zwar buchstäblich in sich selbst zusammen. Das, war niemand für möglich gehalten hatte, ist eingetreten. Galotta hat diese Schlacht gewonnen. Das kaiserliche Heer ist zerstört. Die künftige Kaiserin des Mittelreichs tot. Alles ist hier tot. Und wenn es nicht tot ist, dann wahrscheinlich dem Wahnsinn anheim gefallen.

Jetzt verstehe ich auch, warum Rhazzazor sich dieses Spektakel hatte nicht entgehen lassen. Er hat heute reichlich Nachschub für seine untoten Horden bekommen. Und diejenigen, die Rhazzazor nicht bekam, weil sie noch lebten, waren Beute, für das, was jetzt aus diesem fliegenden Felsbrocken kam. Steinwesen mit Flügel, Tausende davon. Sie stützten sich zu viert auf einen, packten die Menschen und trugen diese hoch. Ich habe versucht, mich zu wehren, aber irgendwie verspürte ich zum ersten Mal im Leben nicht mehr den Wunsch zu kämpfen. So wurde auch ich gepackt, und nach oben getragen. Ich schloss die Augen während des Fluges. War es jetzt besser, überlebt zu haben? In dem Wissen, das was heute hier passiert ist, immer und immer wieder in Alpträumen durchleben zu müssen? Gab es noch Hoffnung?

Abenteuer: Jahr des Feuers - Schlacht in den Wolken
Dieser Eintrag wurde am 26.01.2016 (12:52) verfasst und 732 mal aufgerufen.
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