Tagebuch von Marnek Espenhain
Schloß Strobanoff II

Die Nacht verlief ruhig und erholsam. Bei Sumu, das war auch nötig, so ramponiert wie manche von uns waren. Vor dem Einschlafen habe ich noch allen die es wollten einen Schluck aus der Flasche mit Einbeerensaft nehmen lassen, das hat dann doch etwas geholfen. Aber gegen die geistige Erschöpfung die alle Magiebegabten erlitten haben half das natürlich auch nichts. Selbst Väterchen Melcher war trotz all seiner Macht völlig erledigt – hat sich mit seinen 94 Götterläufen wohl doch etwas übernommen…

Am nächsten Morgen wollten wir uns zuerst einmal dem Problem von Hochwürden Aknason widmen. Leider sah sich keiner der Zauberer derzeit im Stande ihm zu helfen, lediglich der Alchymist Danov hatte für diesen Fall noch ein Mutelixier parat, dass Aknason (bei dem ich zu dieser Gelegenheit noch einmal abbitte leistete und angenehm überrascht war das er in keinster Weise nachtragen war) aber für später aufhob. Sodenn bestatteten wir noch das erschlagene untote Gezücht auf dem Friedhof, sogar ordentlich mit einem Grabsegen. Ich würde hier an diesem Ort der Macht zwar eher auf den Schutz Mutter Sumus setzen, aber man kann ja nie vorsichtig genug sein. Der Herr Aknason scheint auf jeden Fall doch über mehr Fähigkeiten zu verfügen als man ihm auf den ersten Blick ansieht.

Danach machten wir uns auf in das Labyrinth zur Suche nach dem letzen verbliebenen Puzzlestück, dem Schwertzeig des Raidri-Bildes folgend. Der ehemals gepflegte Irrgarten war mittlerweile verwahrlost und zugewuchert, deswegen nahmen wir vorsichtshalber ein paar Haumesser mit. So viel habe ich im Dschungel gelernt, die Dinger helfen einfach immer wenn es nicht weiter geht. Der Weg für den wir uns entschieden war so langweilig wie falsch – immer nur links abbiegen, um uns nicht zu verlaufen. Fjedril wollte es so, er hatte da wohl seine Erfahrungen. Öde war es trotzdem. Aufgereiht wie auf einer Perlenkette stapften wir durch das Dickicht, Aknason vorne Weg, ganz hinten Danov, von dem irgendwann ein Schrei kam. Ja, da war noch das untote Affenvieh, das hier anscheinend in den Bäumen sein Unwesen trieb und ihm den Hals aufgerissen hatte. Von da an übernahm Fjedril das Ende des Zuges. Nach drei Stunden haben wir dann einen Goblin getroffen. Noch so ein freches Kerlchen. Der wollte auch nicht rausrücken auf die Frage nach dem Weg, aber Aknason bewies schon wieder erstaunliche Langmut. Ich hätte wirklich erwartet, dass er den Rotpelz einfach verprügelt, dann hätten wir sicher alles erfahren. Aber sei’s drum. Ich hatte jetzt keine Lust mehr noch länger planlos hier herum zu ziehen, das konnte ja noch ewig dauern. Daher begab ich mich in alter druidischer Manier auf eine körperlose Reise um den Weg zu erkunden, und siehe da, kaum ein Viertel Stundenglas später kannte ich den Weg und den Einstieg zu Strobanoffs letztem Versteck. So einfach hätte es sein können. Dafür blieb mir jetzt kaum noch Kraft übrig, falls doch etwas passieren sollte. Und ja, wir waren komplett in die falsche Richtung gegangen…

Als wir auf dem Platz eintrafen packte die kleine Goblinrotte ihre Siebensachen und verschwand eiligst. Wir liesen sie einfach mit allem ziehen, das war kein Zeitpunkt um einen sinnlosen Zwist vom Zaun zu brechen. Auf mein Geheiß wo zu graben sei öffnete Fjedril eine Luke, und wir schickten Argal vor das Loch zu erkunden. Natürlich war von unten dann irgendwann ein schreien und rumpeln zu hören… den Kerl konnte man einfach nichts anfassen lassen. Das ganze stellte sich als ausgeklügelte Falle heraus. Ein abschüssiger Gang, rollende Steinkugeln und eine Tür die einem vor der Nase zuschlug und den Fluchtweg zurück versperrte. Mit Hilfe der hübschen Jammerspecht schafften wir es, die Tür magisch zu verkeilen, so dass Fjedril die Falle einfach so oft auslöste bis sie leer war. Das eigentlich perfide wartete aber am Ende des Ganges – eine 5 Schritt breite und 10 Schritt tiefe Grube, in die man auf der Flucht vor der Kugel gestürzt wäre, wenn die einen nicht eh schon zerdrückt hätte. Argal wartete hinter der Grube, der flinke Kerl musste gerannt sein als wären Dämonen hinter ihm her und mit einem gewaltigen Satz einfach da rüber gesprungen sein in seiner Not.

An dieser Stelle fixierte Tinke mein zweites Seil (das erste lag in der Grube) erneut mittels Zauber (ich sollte unbedingt lernen wie das geht, das ist unglaublich nützlich…) und wir kletterten alle hinüber. Selbst Aknason, der gefühlt ewig draußen gestanden war und sich nicht in das dunkle Loch getraut hat, kam langsam an. Auf der anderen Seite erwartete und ein Torbogen mit Inschrift, dessen Rätsel aber für Fjedril wohl kein Hindernis war. Durch den nächsten Raum auf ein paar Bodenplatten durchgehüpft dem FEQZ folgend, schon war die Sache erledigt. Umso schlimmer war das letzte Hindernis. Ein Gang, durch den 7 Messerscharfe Klingen fegten. Ja, die Klingen folgten einem bestimmten Rhythmus, wie Tinke, Fjedril und ich sofort feststellten. Bei Sumu, hat denen eigentlich irgendwer ins Hirn geschissen? Kaum hatte Tinke das Rätsel geglaubt entschlüsselt zu haben, sprang sie ohne Vorwarnung in den Gang. Meine Treu, Magier! Kein bisschen Verstand. Gleich die erste Klinge erwischte das Mädel dermaßen, dass es ihr fast den Arm abgetrennt hat! Die Süße kann von Glück sagen, dass ich so geistesgegenwärtig bin, und sie gerade noch zurück reißen konnte, bevor sie in die nächste Klinge viel und wohl endgültig zerstückelt worden wäre. Das war jetzt eindeutig Arbeit für Danov und Borken… während wir noch mit Tinke beschäftigt waren, meinte offensichtlich Fjedril, den Blödsinn wiederholen zu müssen. Auf einmal springt der Kerl los und stürzt sich in die gleiche Klinge! Ich hatte ihn wirklich für schlauer gehalten… diesmal war Argal zur Stelle, aber auch dieser Arm sah nicht gut aus. Dafür soff er jetzt den letzten Heiltrank der Magier aus. Erst mal nachdenken war die Devise, ich würde mich da zumindest nicht in den Fleischwolf werfen. Nach einigem hin und her überlegen und dem verwerfen etlicher Möglichkeiten, entschieden wir uns die schwingenden Klingen mittels magisch fixierter Steine und kleinen Wänden aus Erz zu blockieren. Das gelang zwar hervorragend, raubte aber den anwesenden Zauberern ihre letzten Kräfte. Dabei hätten wir es so viel einfacher haben können… als wir die Tür auf der gegenüberliegenden Seite öffneten, war der Spuk nämlich schlicht und ergreifend vorbei.

In der letzten- ziemlich prunkvollen - Kammer lag neben allerlei magischem Krimskrams und Gold auch das Skelet des Herrn Strobanoff sowie sein Testament. Wir sammelten einfach alles ein, jetzt war keine Zeit für besondere Feingeistigkeit. Das einzige Stück, das ich hier direkt an mich nahm, war der Hut des Herrn Strobanoff. Ein alter, recht gebraucht aussehender Schlapphut ohne großen materiellen Wert – aber passt  zu meiner Kleidung. Und noch ein Stück dahinter fanden wir die Wurzel des ganzen Tumults. In einem Raum, der jegliche Magie auffraß bewahrte der Schlossherr den keifenden Schädel des Untoten alttulamidischen Kriegers Aalrik (oder so) auf, dessen Körper wir bereits oben zerstört hatten. Dafür war der Kopf noch umso aktiver und sollte nach Punin gebracht werden. Da gibt es wohl einen großen Totentempel, der sich um so etwas kümmert. Und wer das tut, sollte neuer Bronjar und Erbe werden. Die paar Schätze, die hier noch lagen, seien nur am Rande erwähnt.

Einerseits war es natürlich verlockend. Bronjar, ein echter Adliger hier in meiner Heimat. Das wäre schon was. Und mein eigener heiliger Hain direkt hinter dem Haus! Ähnliche Gedanken hegte wohl auch Fjedril dem das ganze recht verlockend schien. Herr Aknason hegte dagegen überhaupt keine Ambitionen auf das Erbe, und auch bei den Magiern und Draconitern gab es da wohl kein großes Interesse oder irgendwelche Probleme. Und Argal… über Goblins reden wir hier nicht! Auf der anderen Seite hatte ich ja schon meinen gut eingerichteten Forst im Reichswald. Und wie, bitte, sollte ich meinen Elfenhain hierher bekommen? Das wäre ja schlichterdings unmöglich. Auch Fjedril schienen nach ein wenig überlegen doch Zweifel zu packen, insbesondere wie er denn den Unterhalt des Anwesens stemmen sollte ohne Geld und die reichlichen Verpflichtungen denen ein Adliger unterliegt. Am Ende ließen wir, wie die Zwölfgöttergläubigen sagen würden, Phex entscheiden. Wir spielten eine Runde Schere-Stein-Papier darum, wer denn den Erben Mimen soll, und Fjedril gewann dieses zweifelhafte Recht. Ich hoffe er weiß, was er tut. Immerhin muss ich mir bei ihm keine Sorgen machen, dass er mit dem Hain irgendwelchen Unfug anstellt. Und wenn doch, ist er für Väterchen Melcher, Sumu gebe ihm ein noch längeres Leben, zumindest kein ernsthaftes Problem. Ich werde wohl jetzt auch ab und zu hier einmal nach dem Rechten sehen, alleine schon wenn es nötig sein sollte nach Väterchen Melcher die Wacht über diesen heiligen Ort zu übernehmen. Das wäre doch eigentlich eine Aufgabe für MaLuf, wenn er endlich fertig ist mit seiner Ausbildung… ich bin mir nur nicht sicher, wie er mit der Kälte hier oben klar kommen würde… mal sehen.

Die Schätze und eingesammelten Fundstücke wurden zuerst einmal nach Festum gebracht. Ich selbst bin erst einmal noch bei Väterchen Melcher geblieben, bevor ich nachgekommen bin. Es gab da ja noch einige Dinge zu lernen, solange er noch einigermaßen klar im Kopf ist. Anschließend habe ich ich auf den Weg gemacht die anderen in Festum zu treffen und Aknason mit dem Schädel nach Punin zu begleiten. Ein wenig zusätzlicher Schutz kann an dieser Stelle nicht schaden! Fjedril reiste auch ab, aber irgendwohin in den Norden. Wollte nach Paavi oder so, weil er dort noch etwas zu erledigen hätte. Bin gespannt wann ich ihn wieder sehe, den Herrn Bronjar Fjedril von Strobanoff.

Dieser Eintrag wurde am 20.08.2015 (08:26) verfasst und 749 mal aufgerufen.
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