Tagebuch von Marnek Espenhain
Von den frühen Jahren

 

Vita des Marnek Espenhein

 

 

 

Die Götter meinten es zum Beginn seines Lebens nicht allzu freundlich mit dem kleinen Marnek – oder sie hatten bereits von Anfang an ihre eigenen Pläne mit dem Lebensweg des Kindes. Die Wege der Götter sind wahrlich unergründlich... Geboren wurde Marnek als Kind eines Nivesenpaares, dass schon vor einem Dutzend Götterläufen die heimatlichen Steppen verlassen hatte, weil sie sich mit ihren Sippen überworfen hatten. So gingen für Niu-jauko und Kalia-Eika die Jahre in ihrer neuen Heimat, dem kleinen Dorf Erlstieg in Nordweiden ins Land, bis zu jenem Schicksalsjahr 18 nach Hal, in dem Kalia-Eika ihre erste Niederkunft erwartete. Der 18.Peraine brachte ihnen schließlich einen Gesunden jungen, dessen von seinen Eltern vergebener Name aber leider in Vergessenheit geraten ist. Beide waren sich jedoch einig, dass ihr Kind wie auch sie selbst auf den weiten Steppen der Nordlande aufwachsen sollte. So machten sie sich auf, in ihre angestammte Heimat zurück zu kehren und verkauften all ihren Besitz, den sie nicht mit auf die lange Reise nehmen wollten oder konnten.

 

Zurück ging es für die beiden im nächsten Sommer über den Wildschweinpass quer durchs Gebirge, unbehelligt von dem Gelichter das sonst in dieser Gegend sein Unwesen trieb. Durch die Wälder des Nordens hindurch, über die Flüsse und durch die karger werdenden Lande. Schon priesen sie Liska für ihre Gnade, ihnen eine solch glückliche Reise geschenkt zu haben, doch auch sie hätten den Weg nicht vor dem Ziel loben sollen. Denn als sie das Efferd-bornische erreichten, ereilte sie das Schicksal. Am Abend eines weiteren friedlichen Tages stolperten sie regelrecht über ein Lager junger, wilder Männer, die ihnen in Travias Namen gern ein Nachtlager anboten. Und so nahm die Tragödie ihren Lauf, denn die Kerle waren bornische Viehdiebe, die nicht nur das Hab und Gut der beiden Eltern des kleinen Marnek nahmen, sondern auch ihr Leben. Von den Details dieser Nacht schweigen wir aus Rücksicht auf das Gemüt des Kindes und des Lesers, es sei nur gesagt, dass sie grausig war.

 

Am nächsten Morgen blieb also der Säugling neben seinen erschlagenen Eltern liegen, denn ein Kind wollten die Schurken wohl doch nicht anrühren. Aber wenn es denn von selbst im Wald sterbe, so sei das nicht ihren verrohten Seelen anzulasten...

 

Und hatte sich auch Liska von ihren vor Jahren geflohenen Kindern abgewandt, und waren auch die Zwölfe wohl hier nicht zuständig, so erbarmte sich doch die gewaltige Urmutter Sumu des Knaben, der da allein und einsam auf ihrem Leib lag. Nur einen Sonnenlauf später kam die selbst noch nicht einmal so alte Alrida Espenhein mit ihrem Wolfshund an den Platz des grausamen Mordes, fand dort die erschlagenen, aber auch das noch lebende Kind. Nun war es so, dass Alrida sich selbst als Priesterin der Herrin Sumu sah, und daher nur wenig mit dem männlichen Geschlecht anfangen wollte und konnte. Die alten Druiden mit denen sie sonst zusammen war, wie ihrem Lehrmeister empfand sie keine rahjagefälligen Gefühle gegenüber, und die normalen jungen Männer schreckte ihre zurückgezogene Art und ihr eigenwilliger Glaube ab. Doch ein Kind, dass war schon immer ihr Herzenswunsch. So sei es Sumu gedankt, denn diese junge Frau nahm sich des kleinen Marnek an und holte ihn unter ihr dach und gab ihm den einzigen Namen, den er für sich je kennen sollte.

 

So gingen erst einmal die Jahre ins Land, in denen Marnek bei seiner neuen Mutter aufwuchs. Abgeschieden, aber doch nicht völlig weltfremd weil sie immer wieder einmal eins der bornischen Bronjarendörfer besuchten. Zwar hatte der Knabe keinen Vater, doch dafür mannigfache Großväter, denn nicht nur Alridas Lehrmeister selbst, der nicht weit weg lebte, sondern auch noch andre Druiden die in diesen Landen ihre Heiligtümer hüteten nahmen ihn als Ziehsohn seiner Mutter mürrisch aber herzlich in ihren Kreis auf. Besonders das alte Väterchen Melcher, der damals sicherlich schon über 60 Götterläufe zählte, hatte das Kind in sein eigenbrödlerisches Herz geschlossen. Und auch Marnek war dem alten Zausel mit dem strubbeligen grauweißen Bart und den irgendwie immer speckig aussehenden braunen Roben in kindlicher Zuneigung zugetan.

 

So wuchs das Kind in einer ruhigen und völlig anderen Umgebung auf, als seine altersgenossen, geprägt von der schweigsamen Art der Sumudiener und von Ihnen in der Liebe zu Mutter Sumu erzogen.

 

Mit der Zeit spürten auch die Druiden des Nordens die Veränderungen der Macht, die sich in den Jahren nach Borbarads Fall bemerkbar machten. Die Flüchtlinge aus dem Norden, wo sich Glorana etablierte füllten Ihre Wälder, ihre Stätten mussten immer wieder gegen die Feinde Sumus verteidigt werden. Wahrlich, es war keine leichte Zeit, in die das Kind hinein wuchs.

 

Alrida selbst, die noch weiter von den anderen Druiden der Umgebung lernen musste, hatte meist keine andere Möglichkeit, als ihr liebgewonnenes Kind mit zu ihren Lehrmeistern zu nehmen. Und nachdem das Kind schon als Säugling mit Alrida bei fast allen von ihnen gewesen war, störte sich auch keiner von ihnen daran, als der Knabe auch mit dem älter werden bei seiner Mutter blieb und lauschend neben ihr saß wenn sie erzählten und lehrten, oder in einem Eck ihrer Hütten mit selbst geschnitzen Figuren spielte. Und doch schien es, als hätte Hesinde ihre Gabe nicht nur ein wenig über dem Kleinen ausgeschüttet, sondern reichlich davon auf sein Haupt regnen lassen. Denn manchmal krähte er in seiner kindlichen Unbefangenheit, wenn der eine Lehrer etwas anderes sagte, als ein anderer, wie es sich den nun Verhalte. Denn der „Onkel Arwe“ vom Schattenforst hat ja gesagt es sei so, und nicht anders. Oder er erzählte Stolz dem einen, was der andere seiner jungen Schülerin vor einem halben Mond beigebracht hatte, aber dass so Detailgenau, das selbst Alrida es nicht genauer hätte beschreiben können. Ja manchmal benutzte er sogar den gleichen Wortlaut wie er gefallen war, ohne verstehen zu können, was dass geheißen haben mochte. Dem Kind war ein wahrhaft hesindianisches Gedächtnis mit in die Wiege gelegt worden...

 

Und wie die Gemeinschaft der Druiden im Jahre 26 Hal feststellte, war es nicht nur Hesindes, sondern auch Madas Gabe, mit der das Kind gesegnet war. So wäre er wohl ein Schamane seines Volkes geworden, hätten seine wahren Eltern das Ziel Ihrer Reise erreicht, aber so nahmen die Diener Sumus das Kind in ihre Gemeinschaft auf, damit es lerne, seine Kraft festige und der Herrin Mutter treu dienen werde.

 

So saß er also bald nicht mehr nur neben seiner Mutter, sondern begann nicht nur von, sondern auch mit ihr zu lernen. Er war einer von 4 Zöglingen des „Zirkels der bornschen Hüter der Allmutter Sumu“, die neben ihren eignen Zieheltern von Lehrmeister zu Lehrmeister gegeben wurden. Zwar sahen sie sich nur wenige male im Mond, doch verband alle vier bald ein enges Band der Freundschaft, da sie ja auch die einzigen Knaben ihres Alters waren, mit denen sie bisweilen Kontakt hatten. Brian, Strohben, Urlaus und Marnek waren geliebte, aber auch gefürchtete Freunde in der Gemeinschaft der Hüter. Denn wo anders sollten sie ihre Meister lassen, als mitzunehmen, wenn sie wieder einmal eine Zusammenkunft am dreifachen Steinkreis im Eibenwald hatte, als sie mitzunehmen. Einzeln waren die vier je ein ruhiger, versonnener und besonnener Knabe, aber wenn sie zusammen waren, glaubte man, andere Jungen vor sich zu haben. Wild und ungestüm tobten sie durchs Unterholz, trieben Schabernack und waren oft völlig außer Rand und Band, dass sie mit Androhung schwerer Strafen von den Älteren in Zaum gehalten werden mussten. Es schien, als würde der jugendliche Tatendrang nur darauf warten, an diesen wenigen Zusammenkünften hinausgelassen zu werden, und sich in dieser Zeit zu kumulieren. Ungezählte Streiche und Malleure auch magischer Art gingen auf das Konto der vier, und so erhielten sie irgendwann einfach nur den Beinamen B.U.M.S. nach den ersten Lettern ihrer Namen.

 

So vergingen die Jahre ihrer Ausbildung, und es kam der Tag, an dem sie zusammen das erste mal auszogen um selbst für Mutter Sumu einen Dienst zu vollbringen. Noch ohne Ziel, außer mit dem erklärten willen der Herrin Mutter zu dienen gingen sie übermütig los, hinaus in die unbekannte Welt. Nur die Verpflichtung, eines Tages zurückzukehren und eines der Heiligtümer von einem der älter werdenden Lehrmeister zu übernehmen bekamen sie mit auf den Weg. Forsch lenkten sie ihre Schritte durch Dere, auch wenn sie nicht wussten, wohin genau. Die Herrin würde sie schon an einen Platz führen, wo ihre Dienste benötigt würden, sagten sie sich. Und so war es auch. Nach einem Mond der Wanderschaft kamen sie, ohne es zu wissen, in die Gegend von Marneks Geburt in Nordweiden. Dort war zu dieser Zeit kein guter Platz für Diener der Herrin Sumu, denn andre Ereignisse in Weiden hatten seid langem eine Furcht vor Zauberern, Hexen und andren geschürt. Just zu dieser Zeit brachten die Bürger des Städtchens Darpadstah ein junges Mädel vors Gericht der Inquisition, da sie der Meinung waren, sie sei eine bößwillige Hexe, die der Stadt schon so manches Unbill beschert hätte. Seine Heiligkeit, der Inquisitionsrat Holerian von Albensgmünd, selbst noch nicht lange im Amt, dürstete nach seiner ersten Erfolgreichen Aburteilung, und so viel sein Urteil trotz magerer Beweise schneller, als selbst die gläubigen Städter es erwartet hätten. Schon brannte auf einem Acker vor dem verträumten Städtchen der Scheiterhaufen, als B.U.M.S. die Szene aus dem Wald heraus sahen. Solches kannten sie nur aus den Erzählungen der Alten Herren, aber ihnen war sofort klar, was vor sich ging – und dass sie einschreiten mussten. Als einzelne zwar noch unerfahren und wenig bewandert in der arkanen Kunst, als Gruppe aber zu erstaunlichen Leistungen fähig, gelang es ihnen, mit einem Wolkenbruch erst das Feuer zu löschen, danach das Volk mit einem kleinen Elementar des Sturms auseinander zu treiben (den der arme Inquisitor fälschlicher weise für einen Dämonen hielt und darob nichts gegen ihn ausrichten konnte) und die junge Hexe schließlich im Schutze von großer Dunkelheit zu befreien. Kaum waren sie heraus aus der Stadt, setzte auch schon eine wilde Verfolgung quer durchs weidener Land an, bei der sie der Inquisitor und seine Schergen mehrmals fast zu fassen bekommen hätte. Doch schließlich gelang ihnen über die firunwärts gelegenen Berge die Flucht ins heimische Bornland, hinaus aus dem Weidenschen, dass sie fortan zu meiden hätten.

 

Zurück bei ihren Meistern wurden sie alle als würdige Mitglieder der Gemeinschaft freigesprochen, doch nur für einen war ein Heiligtum frei, dass es zu übernehmen galt. Dessen durfte sich Strobhen als ältester unter ihnen annehmen, und mit ihm lies sich dort auch die junge Hexe Orlana nieder. Für die anderen war es nun jedoch an der Zeit, alleine loszuziehen, hinaus in die weiten Deres, um erste einmal weitere Erfahrung zu finden, und sich selbst als würdig zu erweisen für die Gaben der Herrin Sumu.

 

In der Nacht ihres Abschieds banden sich die nun auf fünf Mitglieder angewachsene junge Gemeinschaft (die liebreizende Hexe wurde kurzerhand „adoptiert“) mit einem seltsam anmutenden Ritual aneinander. Ob es ihnen tatsächlich die erhoffte „Nähe, auch in der Ferne“ bringt ist ungewiss und mag Satinav zeigen, sicher ist nur, dass seit dieser Nacht allen hin und wieder kleine Geister erscheinen, und sie nehmen dies als Zeichen und Mahnung, nie ihren Bund zu vergessen und den andren die Treue zu halten.

 

 

 

Marnek befand sich eines schönen Frühwintertages auf Wanderung durch die bornischen Wälder, als er auf eine völlig verbrannte Lichtung kam. Die Natur selbst schien ihm zuzuraunen, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zuging, daher folgte er den am Boden befindlichen Spuren. Ein Schicksalshafter Tag, wie sich herausstellte, denn es war der Auftakt zu einer fulminanten Jagd mit neuen, interessanten Gefährten quer durchs Land. Ein verbrecherischer Norbarde im Auftrag eines üblen Magiers hatte sich Zugang zu einem Buch und einem Schlüsselstein verschafft. Ging es Anfangs noch darum, mithilfe der Schlüssel die Gräber alter Elfen zu finden und die darin geborgenen Schätze nicht in unrechte Hände fallen zu lassen, so stellte sich am Ende heraus, dass die Wiedergeburt eines lange toten Schwarzmagiers verhindert werden musste. Reichlich Gefahren wie Sümpfe und das Meer, aber auch feindliche Kämpfer und Untote Horden machten Marnek und den neu gewonnenen Gefährten das Leben schwer, bis am Ende der Magier tot blieb. Die neuen Bekannte die er dabei fand waren die Söldnerin Firunja, der Magier Larzuk, ein Herr Anjon von Gareth, die Bibliothekarin Jasmina, der Söldling Nasir, der Hexer Xandoran, der Halbalb Eolan, die Diebin Zahira, sowie ein Thorwaler namens Ansgar und die Zauberin Erbera.

 

Dieser Eintrag wurde am 9.08.2015 (02:51) verfasst und 740 mal aufgerufen.
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