Tagebuch von Anjon Belletor von Gareth
vom Besiegen des schwarzen Ritters und einer bitteren Niederlage

der Turniertag der schweren Handwaffe begann mit einer Laune des Herrn Effernd, dessen Regen das Turniergelände eindeckte. Ich besuchte den morgendlichen Gottesdienst und betete zur Leuin, dass Sie mir für diesen Tag Kraft, Mut und eine ruhige Hand schenken möge. Ich nahm ein frühes Mahl ein, um mich noch zu stärken, dann legte ich die leichte Platte, die stählernen Arm- und Beinschienen an und nahm den Rest meiner Ausrüstung mit. Zusammen mit meinem Schildträger Buhlmann marschierte ich zum Turnierplatz. Die Anzahl der Teilnehmer, die sich zur Begrüßung der kaiserlichen Familie aufreihte, war deutlich geringer, als bei den leichten Handwaffen. Es waren etwa drei Dutzend Recken, die antraten, dafür schien das Interesse der Zuschauer zugenommen zu haben. Man merkte, dass das Prestige dieses Wettbewerbs nur knapp hinter der Tjoste lag.

Es gab gleich zwei Überraschungen, zum einen fehlte Selindian Hal auf der Zuschauertribüne. Was mag wohl den Prinzen aufgehalten haben? Ich hatte nich lange Zeit darüber nachzudenken, denn schon begann der erste Vorrundenkampf. Und meiner begann mit einem Paukenschlag. Die kaiserliche Hoheit Rohaja höchstpersönlich trat in dieser Disziplin an, trat an den Schildwall und zeigte auf mein Wappenschild. Ihre kaiserliche Hoheit verlangte auch deshalb nach mir, weil Sie eine Entscheidung wollte, für welche der beiden Dame ich nun kämpfen wollte. Nachdem ich Ihr das Tuch zurückgab, schien Sie das noch mehr zu motivieren. Wir nahmen Aufstellung und als der Kampf eröffnet wurde, erkannte ich sofort an der Führung des kaiserlichen Turnierzweihänders, dass es ein kurzer Kampf werden würde. Ihre kaiserliche Hoheit hatte zwar den Mut einer wahren Löwin, doch war Ihre Technik und Duellerfahrung noch nicht vorhanden. Ich deckte Sie mit einer schnellen Schlagabfolge ein und nachdem Sie Treffer um Treffer hinnehmen musste, beendete der Turniermarschall den Götter zum Danke rasch den Kampf zu meinen Gunsten. Wahrlich, diese Frau hat wirklich Mut.

Die Zeit bis zum nächsten Kampf nutzte ich, um den schwarzen Ritter zu beobachten. Er trat mit einer Ochsenherde an, also einem dreifachen Morgenstern. Der Kampf war einseitig, da der schwarze Ritter schlichtweg sich darauf verlegte, seinen Gegner ohne Rücksicht auf seine eigene Deckung oder Parade mit brutal anmutenden und wuchtigen Schlägen zu überrumpeln. Obwohl der schwarze Ritter sich an die üblichen Duellgewohnheiten hielt, wie in all seinen Kämpfer, die ich beobachten konnte, auch, störte mich etwas an seiner Art zu kämpfen. Doch noch kam ich nicht darauf, was es genau war.

Der zweite Vorrundenkampf stand auf, ich durfte fordern und wählte Aldare von Künsberg zu Künsberg, eine albernische Adelsdame, die mir gar rahjagefällige Avancen vor Beginn des Kampfes machte. Ich lehnte höflichst ab und beendete auch diesen Kampf rasch mit einem schweren Treffer, der Sie zur Aufgabe zwang. Da der schwarze Ritter auch seinen zweiten Kampf gewonnen hatte, machte es keinen Sinn, ihn zum dritten Vorrundenkampf zu fordern, selbst wenn ich das Recht zum Fordern gewinnen würde. So musste ich im dritten Vorrundenkampf gegen den alten Bekannten aus den leichten Handwaffen antreten, dem Herrn Baron Malepartus. Dieser trat mit einer Breitaxt an, doch auch dieser Kampf bereitete mir keinerlei Probleme und war eine eher einseitige Angelegenheit.

Im Achtelfinale fordere ich Oswin von Lichtensteig, den ich gab dem schwarzen Ritter die Gelegenheit, durch einen anderen Turnierteilnehmer aus dieser Disziplin befördert zu werden. Doch der Kampf mit Lichtensteig, der ebenfalls mit einer Breitaxt kämpfte, bereitete mir nach einem schweren Treffer seinerseits, der mir sogar eine Wunde am linken Bein zufügte, zum ersten Mal Schwierigkeiten. Ich konnte mich fangen und den Kampf dann für mich entscheiden. Allerdings war ich auf die Hilfe der hochgelehrten Dame Jurga angewiesen. Diese verwendete ihre Zauberei, um meine Wunde zu schließen und mich wieder auf Vordermann zu bringen. Der schwarze Ritter kam zu allem Überfluß ebenfalls eine Runde weiter. 

Dann gewann ich das Recht, meinen Gegner für das Viertelfinale zu fordern. Ich betete zur Leuin um Ihren Beistand und deutete auf das schwarze Schild. Falls es mir gelänge, den schwarzen Ritter zu besiegen, dann hätte ein anderer Teilnehmer noch Chancen auf den Gesamtturniersieg. Im Vorfeld des Kampfes hatte ich mir zwei Vorteile ausgerechnet: erstens, seine Kampfstrategie war absehbar, zweitens, die Reichweite seiner Ochsenherde war im Vergleich zu meinem Anderthalbhänder geringer, was den entscheidenden Unterschied ausmachen konnte. Kurz vor Kampfbeginn redete der Herr Seehoff noch mit mir und wollte mir eine Art "Hilfe" in Form eines magischen Wundertrankes anbieten. Ich schüttelte nur den Kopf, Duell war Duell, auch wenn so viel auf dem Spiel stand. Ein Anjon Belletor von Gareth kämpft entweder ehrenvoll im Zweikampf oder gar nicht. Als wir im Turnierring Aufstellung nahmen, merkte man anhand der Reaktionen im Publikum, dass die Zuschauer auf meiner Seite waren. 

Und was für einen Kampf bekamen die Zuschauer geboten. Es war ein hartes Duell gegen diesen schier unüberwindlichen Koloss in der schwarzen Vollplattenrüstung. Ein ums andere mal sausten die drei Morgensterne auf mich nieder, ein ums andere mal konnte ich sie abwehren, ein ums andere mal konnte ich einen Treffer setzen, ein ums andere mal rief ich die Leuin um Beistand. Doch die schiere Wucht der Schläge verschliessen meine beiden Turnierwaffen in einem Kampf. Zu guter Letzt musste mir der gute Ludalf von Wertlingen seinen Turnierzweihänder leihen, mit dem ich tatsächlich den finalen Treffer setzen konnte. Das schier Unmögliche war geschafft, der schwarze Ritter besiegt. Der Jubel der Menge grenzenlos und erst jetzt realisierte ich, dass ich nur einen einzigen Treffer abbekommen hatte. Was für ein Sieg. Selbst Meister Adersin nickte anerkennend von der Tribüne.

Meine Gefährten waren in weiser Voraussicht zu Meister Morgenthan geeilt, um zwei Ersatzturnierwaffen zu besorgen. Es waren wieder vierzig Goldene, die es mich kostete. Langsam wurde das Turnier zu einer kostspieligen Angelegenheit.

Dann kam das Halbfinale. Ich forderte den zwergischen Hochkönig Albrax. Es wurde ein langer, schwerer und harter Kampf, der mit einem Paukenschlag begann und mit einem traurigen Ergebnis endete. Beim ersten Schlag des Kampfes zersplitterte die Waffe des Hochkönigs. Dann ging es hin und her, Schlagfolge um Schlagfolge wurde ausgetauscht, doch weder er noch ich konnten einen entscheidenden Treffer anbringen. Ich wurde immer weiter an den Rand der Turnierarena zurückgedrängt. Nach einer gefühlten Ewigkeit musste ich in Folge zwei schwere Treffer einstecken, der letzte davon lies mich zusammensacken. Aus der Traum vom Sieg. Äußerst geknickt verlies ich den Platz, nicht ohne mich vom Hochkönig zu verabschieden und ihm den Segen der Götter für das Finale zu wünschen.

Die Leuin hat mir wieder eine Lektion erteilt, die ich dankend annehme. Die Gunst der Herrin Rondra ist begrenzt und die Sterblichen sollten weise wählen, wann sie die Herrin um Beistand anflehten. Mein Maß an Beistand war durch das Duell mit dem schwarzen Ritter leider aufgebraucht. Das Finale gewann aber nicht der Hochkönig, sondern der Herr Taradir von Bügelhobel zu Klopsberg.

Der Tag endete mit einer unerwarteten und besorgniserregenden Wendung. Wir wurden davon unterrichtet, dass der Prinz Selindian Hal gen Morgen verschwunden ist. Er wäre zuletzt im Boron-Tempel gesehen worden, seit dem ist er vermisst. Der Herr Dom Eslam vom Eslamsbad zu Yaquirtal und ein Borongeweihter beauftragten uns, den Prinzen zu suchen. Wir willigten ein. 

Abenteuer: Jahr des Feuers - Schlacht in den Wolken
Dieser Eintrag wurde am 28.05.2015 (21:43) verfasst und 753 mal aufgerufen.
Kommentare:

Fehlt noch der letzte Tag, aber ich hab die Einträge bis hierher gelesen und muss sagen... sehr schön eingefangen die Stimmung und Erlebnisse. Gut geschrieben!

Talvarion
3
Geschrieben:
10.06.2015 (09:22)
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