Mikau (Held von "Nimbáyo")
Regelwerk : DSA 4.x
Volk : Tocamuyac
Kultur : Tocamuyac
Profession : Schwammtaucher (Fischer)
Zweit Profession : -
Geschlecht : M
Tsa-Tag : Keine Angabe
Alter : 17
Größe : 154 Halbfinger
Gewicht : 44 Stein
Haarfarbe : Mittelbraun
Augenfarbe : Dunkelbraun
Stand : entflohener Sklave
Titel : Tuguraq
Aussehen

Vor dir steht ein halbnackter Moha-Knabe dessen Haut die Farbe von Haselnüssen hat. Erst auf den zweiten Blick bemerkst du den leichten Bartflaum in seinem Gesicht und die die spärliche Behaarung auf seiner Brust und seinem Bauch. Er kann kein Kind mehr sein, auch wenn er mit seinen knapp achtzig Fingern Größe und seiner schmalen Figur nicht einmal bis zur Brust reicht. Dein Blick wandert hinunter - er trägt nur einen Lendenschurz und einfache Sandalen, sein Reisegepäck trägt er in einem Tuchbeutel auf dem Rücken. Für einen Moha sieht er sehr sauber und gepflegt aus. Vor seiner Brust hängt eine Dolchscheide, welche die seltsamen, kreisrunden Narben auf seiner Haut jedoch nicht völlig verdecken kann.
Als er dich ansieht blickst du in seine großen, braunen Mandelaugen. Sein voller Mund kräuselt sich kurz zu einem schüchternen Lächeln, das aber kurz darauf hinter seiner kleinen, fast knabenhaften, Nase verschwindet, als er den Kopf senkt und beschämt zu Boden blickt. Dir fallen die Zöpfe an den Seiten auf, mit denen er seine leicht krausen, haselnussbrauen Haare aus dem Gesicht hält.
Er streicht sich mit seiner Rechten über die Haare, um sein Handgelenk ist ein rotes Leinentuch gebunden, und tritt einen Schritt zurück. Im Licht fällt das thorwalisch anmutende Hautbild auf seiner linken Schulter viel mehr auf.
Doch du siehst nur einen kleinen Teil, der sich auf dem Rücken fortsetzen zu scheint. Er schaut verschämt wieder auf, du bist für einen Moment ganz versunken und kannst nicht einmal sagen, ob es an diesem seltenen Anblick eines exotischen Moha liegt.

Hintergrund

Kurzhintergrund

Nachdem Mikau hinter die dunklen Machenschaften des Floßschamanen gekommen war, griff er diesen an. Daraufhin wurde beschlossen, dass Mikau den Floßfrieden gefährdet . Er wurde an Sklavenjägern verkauft, dann in Al'Anfa an Tituelo Ghorio Tituez weitergehandelt, der ihn als Perlentaucher für seine Perlenfarm nutzen wollte. Nach einem gescheiterten Fluchtversuch und harter Strafe, gelang ihm der zweite durch das Unterwasser- Labyrinth eines H'Ranga-Tempels.
Von dort begann seine Flucht nach Norden...

Geburt & Kindheit

Mikau wurde im Frühjahr im Mond des Pe-le-ma-nu vor 17 Sommern geboren, als seine Sippe mit dem Floß vor Altoum lag.

Als gerade die Wehen seiner Mutter eigesetzt hatten, tauchte am Horizont ein Schiff von Sklavenjägern auf. Mit Mühe und Not konnten sie jedoch rechtzeitig fliehen und entgingen ihren Verfolgern. Deswegen gaben sie ihm zunächst den Namen Ri-bo-va, "Kind, dass die Freiheit schützt"

Mikau hat gute Erinnerungen an seine Kindheit. Doch schon früh zeigte sich, dass er ein bisschen anders war. Auf dem Floß muss jeder seinen Teil beitragen und er hat immer bereitwillig mitgeholfen, war aber häufig abgelenkt und in seinen Träumen mit anderen Sachen beschäftigt.

Während andere Kinder zusammen spielten, saß er oft allein am Wasser und seine Gedanken flogen wie ein Blatt im Wind fort.

Trotzdem lernte er irgendwie, was ein Tocamuyac wissen muss. Er erfuhr alles über die Götter und die guten und bösen Geister, die Gebote Mahimakas, das Meer und seine Bewohner zu achten und die Regeln des Floßfriedens.

Als kleiner Junge half er seinem Vater Ki-cu gern beim knüpfen von Schilfmatten und lauschte Cousine Lalei beim singen der alten Tayas.

Als er alt genug war ging sein Onkel das erste mal mit ihm tauchen. Onkel Anakena zeigte ihm alles, was es über das Tauchen nach Schwämmen und anderen versunkenen Schätzen zu wissen gab. Und Mikau war tatsächlich sehr gut darin und lernte bereitwillig, denn unter Wasser gingen die Gedanken nicht so schnell auf Reisen.

Es geschah das erste Mal, als Mikau seine erste Perle mit nach Hause brachte: Sein Cousin Hocuni nahm ihm die Perle weg und ärgerte ihn. Mikau bat ihn mehrfach die Perle zurückzugeben, doch Hocuni hörte nicht auf. Grad wollte Mikau ihn wutentbrannt angreifen, da stieg blankes Entsetzen in das Gesicht seines Cousins. Er ließ die Perle fallen und rannte wie von einer Feuerqualle verbrannt in eine der Hütten. Tagelang fürchtete er sich Mikau überhaupt anzusehen.

 

Träumereien

Als er zwölf Sommer zählte und es Zeit war seinen Namen zu wählen, hatte sich Mikaus Ruf als verträumter Sonderling schon vollständig etabliert und man gab ihm seinen Spitznamen Mikau, Der mit überwirklichen Dinge (die Zeit) zermahlt, obwohl er eigentlich den Namen Sagu-He gewählt hatte. Obwohl viele ihn für seine immer besseren Tauchkünste lobten und anerkannten, wurde er auch immer wieder ausgelacht und bei einigen schwang auch immer die Angst und Furcht mit, in die sie manche versetzte. Mikau versuchte nicht wütend zu werden oder zu streiten, das hätte eine Gefährdung des Floßfriedens bedeutet, aber er zog sich von einigen aus der Sippe zurück.

Deswegen tauchte er auch lieber mit Onkel Anakena und Tiru, dem anderen Schüler seines Onkels. Er war fast zwei Sommer älter und ein großes Vorbild. Tiru war auch der einzige der es Verstand, wenn Mikau von anderen Ländern und den alten Tayas träumte. Nach und nach wurden sie beste Freunde.

Oft schwammen sie nachts bei Mondlicht durch Korallenriffe oder gingen heimlich an Land. Dann lagen sie nebeneinander im Sand um den Wellen zu lauschen, die an den Strand preschten und dachten sich Geschichten über Heldentaten und ferne Meere aus.

Dies waren Mikaus glücklichsten Jahre.

 

Verlust

Vor zwei Sommern geriet Tiru in einen großen Streit mit dem Capa-Ranga, dem Schamanen des Floßes. Es war zu Anfang eigentlich nur eine Kleinigkeit. Mikau und Tiru hatten bei einem Tauchgang ein Schiffswrack der Anderen entdeckt und hatten eine Schatulle mit bunten Ketten und anderem Schmuck gefunden. Stolz brachten sie ihren Fund auf das Floß. Doch der Schamane erklärte den Fund zum Kapu und beanspruchte die Ketten, die er ins Meer schmeißen wollte. Mikau war sehr betrübt, Tiru jedoch war außer sich vor Wut schimpfte das Capa-Ranga einen gierigen Lügner und wollte auf ihn los gehen. Er konnte aufgehalten werden, wurde jedoch verwarnt den Floßfrieden nicht noch einmal so zu gefährden. Doch Tiru stellte von da an jede Entscheidung des Medizinmannes in Frage und äußerte dies auch lautstark. Eines morgens, Tiru und Mikau waren wieder einmal von einem ihrer geheimen, nächtlichen Ausflüge zurückgekehrt, gab Capa-Ranga bekannt er habe eine dunkle Vision gehabt und spüre die Gegenwart eines bösen Geistes. In einem Ritual sollten die besten Taucher in alle Winde forttauchen und ein "magisches Fischernetz" spannen. Bei diesem Ritual wurde Mikau völlig unerwartet von einem Kraken angegriffen, der sich an seiner Brust festsaugte. Das Tier zog ihn immer weiter hinunter, doch Mikau kam nicht an sein Messer. Kurz bevor er alle Kraft verlor und ihm schwarz vor Augen wurde, kam ein Delphin auf ihn zu geschwommen. Mikau erwachte am Abend am Strand. Er hatte eine große Wunden von den Saugnäpfen des Kraken auf der Brust, schien aber sonst unverletzt. Es war schon zu spät um nach seiner Sippe zu suchen und so verbrachte er die Nacht an Land.

Am nächsten Tag machte er sich auf die Suche und fand das Floß. Alle waren glücklich das er nicht Tod war aber zugleich traurig und aufgelöst. Denn die Sippe hatte einen weiteren Verlust zu beklagen. Tiru war nicht mehr unter ihnen. Cousine Lalei berichtete ihm, dass der Schamane die Quelle des bösen Geistes gefunden hatte. Es war eine der Ketten aus dem Schiffswrack und sie lag unter Tirus Schlafmatte. Allem anschein nach hatte er sie dort versteckt. Tiru wurd daraufhin befragt und vom Schamanen beschuldigt von einem bösen Geist besessen zu sein. Tiru konnte seine Wut nicht unterdrücken und ging ein weiteres Mal auf den Schamanen los. Daraufhin wurde Tiru direkt vom Floß verbannt, auf einer kleinen Insel ausgesetzt und für tot erklärt. Mikau brach zusammen vor Trauer und war tagelang kaum ansprechbar. Der einzige Mensch der ihn verstand war nun fort.

Verbannung

Nach einigen Wochen war der größte Schmerz nicht mehr so brennend, Mikau ging meistens allein tauchen und blieb noch mehr für sich als sonst. Doch nach und nach wich seine trauer einem schlimmen Verdacht und es keimte ein Groll gegen das Oberhaupt der Sippe. Hatte nicht Capa-Ranga allen Schmuck an sich genommen? Tiru hätte Mikau bestimmt erzählt, wenn er etwas für sich behalten hätte oder aus dem Schamanenbündel gestohlen hätte. Hatte nicht der Capa-Ranga selbst dafür gesorgt dass Tiru nicht da war, als man den Schmuck bei ihm fand? Und war der seltsame und völlig untypische Angriff dieses Kraken nicht ein komischer Zufall? War so nicht der einzige der Tiru hätte verteidigen können aus dem Weg geräumt? Er war sich nicht sicher, versuchte seine schwelende Wut zwar zu verbergen, doch manchmal, meistens wenn jemand schlecht über Tiru sprach, schien sie ungewollt, unsichtbar aus ihm heraus zu brechen und versetzte den Lästerer in Angst und Schrecken.

Eines Nachts hielt Mikau die Neugier und sein Verlangen nach Antworten nicht mehr aus. Er schlich des Nachts zum Schlafplatz des Schamanen und öffnete vorsichtig das Bündel Capa-Ranga, der tief daneben zu schlafen schien. Er rollte es auf und die Steine der Schmuckstücke blitzten im Mondlicht auf, als etwas ihn am Hals packte und ihm die Kehle zudrückte. Mikau war von einer Sekunde auf die andere wie gelähmt. Es sah im ersten Moment aus wie der Arm eines Kraken, doch dann erkannte er, dass es der Arm des Schamanen war, der über und über mit Saugnäpfen bedeckt war. Dieser zog ihn nun nah, ganz nah an sich heran und fauchte ihm in sein Ohr: "Ich wollte dir eine Chance geben, du Narr. Nun habe ich keine andere Wahl als auch dich zu verbannen. Keiner wird dir glauben, keiner deine wirren Ideen verstehen. Ich weiß, was du zu wissen glaubst und ich kenne dich besser als du dich selbst, [Tapamname]."

Da wurde Mikau so wütend und verzweifelt, dass er sich losreißen konnte. Der Schamane stand auf, sein Arm sah wieder völlig normal aus und flüsterte: "Na los, ich habe deinen geliebten Tiru getötet, als er allein auf der Insel war. Er hat noch deinen Namen gerufen".

Blinde Wut kochte in Mikau auf und er ging er auf den Schamanen los. Dieser erschreckte nicht und blieb mit einem diabolischen Lächeln, völlig regungslos stehen. Er stieß ihn um und schlug mehrfach auf ihn ein. Der Schamane lachte zuerst, als würden ihm die Schmerzen Freude bereiten, doch dann begann er plötzlich zu schreien. Er rief um Hilfe und bat Mikau aufzuhören. Alle anderen wurden wach, doch Mikau schlug weiter auf den Mann ein, der eben zugegeben hatte, seinen Freund getötet zu haben. Irgenwann konnten einige Männer ihn fassen und festhalten. Der Schamane lag regungslos am Boden, Blut sickerte in das Schilf und tropfte von Mikaus Fäusten. Er schrie, man solle ihn frei lassen, der Schamane habe Tiru getötet und sei von einem bösen Geist besessen. Doch niemand hörte auf ihn. Selbst Cousine Lalei schaute ihn vor Entsetzen und Schrecken groß an. Einige versorgten die Wunden des Schamanen, während andere Mikau fesselten. Es war nun schon hell, als ein Sklavenschiff am Horizont auftauchte. Schnell wurde eine Versammlung einberufen, der Schamane berichtete wie Mikau ihn mitten in der Nacht angegriffen hätte, als er versucht habe, den unheiligen Schmuck im Medizinbündel zu deponieren. Die Entscheidung war einstimmig und schnell getroffen. Mikau wurde an die Sklavenhändler verkauft.

Gefangen

Tagelang lag Mikau im engen und stickigen Laderaum des Schiffes, der sich mehr und mehr mit Menschen füllte. Die Ketten ließen es nicht zu, sich zu bewegen und die Enge und der Gestank, die von Tag zu Tag schlimmer wurden nahmen ihm den Atem. Irgendwann dämmerte er nur noch dahin. Nach ein paar Wochen änderte sich die Stimmung auf dem Schiff, einige der anderen Gefangenen sagten, dass sie nun in einer Stadt der Blasshäute verkauft würden. Einige fingen an zu weinen, andere redeten darüber zu fliehen und zu ihrem Stamm in die Wälder zurück zu kehren. Mikau hörte jedoch nur halb zu, wohin sollte er auch gehen. Für seine Familie war er gestorben, sein Freund war ermordet worden und so fügte er sich in sein Schicksal.

Die, die noch laufen konnten und wurden vom Schiff geführt und direkt in großes, steinernes Gebäude gebracht. Dort wurden sie mit Wasser abgespritzt, was eine wohltat war nach der langen Zeit im stinkenden Bauch des Schiffes. Sie waren mit etwa vierzig Mann, die meisten von ihnen waren Waldmenschen, in einem kleinen Hof gesperrt der halb überdacht war. Schwere Gitter hinderten sie an der Flucht. An diesem lehnte der einzige Hellhäutige, der Mikau erst jetzt aufgefallen war. Er war ein wahrer Riese. Die anderen Waldmenschen waren schon deutlich größer als er, doch dieser Mann war fast nocheinmal so groß wie Mikau selbst. Er trug eine gestreifte Hose und hatte langes Haar auf dem Kopf und im Gesicht, so strahlend hell wie die Sonne. Auf seinem massigen Oberkörper waren viele Bilder, so wie die Körperbemalung an Festtagen, doch diese schienen nicht aufgemalt worden zu sein. Mikau wollte sich ihm nähern um die Hautbilder genauer zu betrachten als er jemanden etwas rufen hörte. Er verstand es jedoch nicht sofort und ehe er sich der Bedeutung der Worte klar wurde, wurde er auch schon von einigen anderen Gefangenen umgestoßen. Andere trampelten über ihn drüber und er konnte nicht sofort aufstehen, bis ihn eine große Hand packte und ihm half sich aufzurichten. Er schaute in die blauen Augen des Riesen, der ihn fest an beiden Schultern nahm und ihm so etwas sagte wie: "Bevaka Lillebror".

Mikau war noch etwas benommen und schaute ihn mit großen Augen an. Dann sprach der Mann in einem gebrochenen, mohischen Dialekt weiter: "Wenn es etwas zu essen gibt, solltest du aufpassen. Da gehst jemand deiner Größe leicht unter. Ich besorge und mal was, bleib du hier!"

Er folgte der Masse, die sich in einer großen Traube am gegenüberliegenden Gitter sammelte. Jetzt erst sah er die großen Narben und Wunden auf dem Rücken des Mannes, die wohl von Peitschenhieben stammen mussten.

Nach einer Weile kam der Riese zurück mit zwei Schalen in der Hand, die mit einem seltsam aussehenden Brei gefüllt waren. Mikau rümpfte seine kleine Nase, denn schon von weitem roch es nicht besonders gut. Der große Mann reichte ihm eine der Schalen.

"Es schmeckt schlimmer als es aussieht," sagte der Bemalte," aber du brauchst die Kraft. Iss!"

Mikau nickte zum Dank und versuchte sich ein scheues Lächeln abzuringen. Der Bemalte setzte sich und deutete Mikau an, es ihm gleich zu tun. So nahm er neben dem Mann Platz, der schon zu essen begonnen hatte. Mikau dachte an die leckeren Festmahle zum Fest der Pemjaana und war kurz wieder in seiner Traumwelt. Ein leichter Schlag gegen seine Schulter holte ihn wieder in die Wirklichkeit.

"Iss jetzt" sagte der Bemalte, der mit seiner Schale schon fast am Ende war.

Mikau überwand den Ekel, würgte den Brei herunter und versuchte an gebratenen Fisch zu denken, damit er es irgendwie schaffte dieses übel schmeckende Zeug zu schlucken.

 

Bewährung

Leif hatte angefangen mit ihm Garethi zu sprechen, als er bemerkte, dass Mikau einer Unterhaltung der Wächter gelauscht hatte. Er hatte nicht viel verstanden, es ging um eine Frau, die anscheinend mit beiden Liebe gemacht hatte und um ein gutes Geschäft.

"Du spricht Garethi?"

"Wenige Wörter," antwortete Mikau; der sich ein bisschen ertrappt fühlte.

"Das können wir ändern, wir sollten es sogar ändern! Es wird dir helfen!" sagte er und strich sich über den bemalten Arm.

"Gut, fangen wir einfach an" sagte er noch auf Mohisch.

"Wie heißt du?", artikulierte der Hüne sehr deutlich auf Garethi.

Mikau runzelte die Stirn er verstand nicht sofort. Der blonde Mann wiederholte und nahm die Hände zur Hilfe.

"Ahhh," Mikau nickte, aber überlegte welchen Namen er von nun an führen sollte.

Er versuchte es gleich auf Garethi. "Ik bin Mikau ... Mikau Tuguraq".

Beide lächelten.

"Sehr gut, Mikau! Ich bin Leif Solvison"

"Leif" wiederholte Mikau mehr für sich, dann nochmal lauter.

So sprachen die Beiden eine ganze Weile, abwechselnd auf Garethi, manchmal auf mohisch.

Mikau hatte Durst bekommen, es war heiß geworden und das schmale Dach bot kaum noch Schatten, als der Sonnenpanther hoch an den Himmel gewandert war.

Er ging zu dem seltsamen Gerät, dass Wasser aus dem Boden holte. Er hatte gerade einen Schluck hoch gepumpt, als er einen Schlag in die Rippen bekam, der ihn ein paar Schritte zurück taumeln ließ.

"Für das Wasser musst du bezahlen" ranzte ein großer Waldmensch, der aber die Kleidung der Blasshäute trug. Er stand mit einer Gruppe ähnlich gekleideter Mohas um ihn herum.

"Das Wasser ist doch für alle" erwiderte Mikau und versuchte irgendwie Kraft in seine Stimme zu legen.

Der Mann, der wohl zum Stamm der Chirakah gehörte, lachte unverholen und spottete: "Aber kleine Schwächlinge müssen dafür zahlen!"

"Ich habe nichts zum zahlen und das Wasser gehört uns allen!"

Mikau wurde langsam wütend. Wie konnte ein Mann, das Wasser, das alle brauchten für sich beanspruchen.

"Ich werde dir zeigen, wie du mich bezahlen kannst!" knurrte der Moha, der drei Kopfe größer war als er und griff nach Mikaus Kopf und drückte ihn gegen seine Lenden. Die anderen Chirakah begannen zu jolen. Mikau spannte seine Muskel und riss sich los.

"Du willst es also auf dem harten Weg lernen, was?"

Er versuchte mehrmals den Tocamuyac zu packen, doch Mikau wich immer wieder geschickt aus. Diesmal war er vorbereitet.

Einigen weiteren Angriffen konnte er ausweichen, doch dann bekam er die Faust des Mannes mit voller Wucht ins Gesicht.

Es hatte sich ein Kreis aus schreienden Männern um die beiden gebildet. Mikau wusste dass er nun nicht mehr einfach nur Ausweichen konnte um diesen Streit zu Ende zu bringen und fliehen, wie es die Tocamuyac meistens tun, konnte er auch nicht. Er musste kämpfen.

Mikau wich einem weiteren Schlag aus, spannte die Muskeln in seinen Beinen, sprang ab und versetzte dem deckungslosen Chirakah mit dem Rechten Fuß einen Tritt vor den Bauch und mit dem Linken unter das Kinn. Er drehte sich in der Luft und landete sicher auf dem Boden. Sein Gegner war auf den Rücken gefallen und schnappte nach Luft. Mikaus erster Tritt hatte sein Ziel nicht verfehlt, das die Tocamuyac, Wiege des Tapam nannten.

Mikau sah im Augenwinkel, dass einer der Freunde seines Gegner auf ihn los gehen wollte. Doch er kam nicht weit. Leif hielt ihn fest und nahm ihn in den Schwitzkasten.

Währenddessen hatte sich sein Gegner wieder aufgerappelt und versuchte sich zu sammeln. Er hielt sich die Magengegend und blutete aus dem Mund. Er versuchte einen weiteren Angriff, den Mikau mit seinem linken Arm parieren konnte. Gleichzeitig holte er mit dem Rechten aus und schlug ihm gegen die linke Wange. Durch den Größenunterschied, verlor sein Schlag jedoch einiges an Kraft und der Chirakah wurde kaum abgelenkt.

Mikau sprang geschickt zurück, um einer Geraden auszuweichen. Nun hatte er einen kurzen Augenblick um seine Taktik zu überdenken. Er musste seine Schläge auf die Mitte seines Gegners konzentrieren, sonst hatte er keine Chance. Der Chirakah war größer und auch kräftiger als Mikau.

Dieser versuchte erneut den kleinen Tocamuyac mit einer Rechten zu treffen. Mikau sprang kurz zurück und nutze den Schwung, um einen hohen Sprung nach vorn zu machen.

Alle vier Gliedmaßen sollten ihr Ziel nicht verfehlen. Mikau griff den Hals des Mannes mit beiden Händen und zog seinen eigenen Unterleib hinter sich her. Die Tapamwiege seines Gegners war völlig ohne Deckung und so trafen beide Füße ihn zeitgleich unter dem Rippenbogen.

Es knackte und der Mann riss die Augen auf. Mikau hing noch an seinem Hals und sprang ab, als der Mann unter einem japsenden Gräusch zusammen sackte. Der Tocamuyac landete auf allen Vieren und richtete sich zu seiner vollen Größe auf.

Sein Gegner lag wimmernd und keuchend am Boden. Die Menge um ihn war volkommen still und erstarrt, nur Leif hatte ein anerkennendes Lächeln im Gesicht. Mikau schaute sich um und ging ohne ein Wort zur Wasserpumpe. Er trank einen Schluck und wusch sich den Staub vom Körper. Als er sich umdrehte starrten ihn immer noch alle an, als würden sie auf etwas warten. Mikau zögerte einen Moment bis er mit aller ihm möglichen Deutlichkeit sagte: "Das Wasser ist für Alle!"

Einen Moment später wiederholte er es noch einmal auf Garethi und ging dann zu seinem Schlafplatz.

Einige der Chirakah halfen seinem Gegner auf, während der Kreis sich für Mikau öffnete. Leif begleitete seinen Weg und tätschelte ihm den Kopf.

"Wo, bei Swafnir, hast du so kämpfen gelernt?" "Von meinem Onkel,"antwortete Mikau knapp, setzte sich und versuchte sich seinen Stolz auf diesen Sieg nicht anmerken zu lassen.

 

Geschäfte

Einige Wochen später kam Bewegung in die Sklavenburg. Mikau kannte den Ablauf nun schon, denn er hatte sich fast täglich wiederholt.

Am Anfang versuchte er sich noch zu wehren wenn jemand in seinen Mund griff, um den Zustand seiner Zähne zu untersuchen oder einfach an irgendwelche Körperteile fasste um Stärke der Muskeln oder Fruchtbarkeit zu überprüfen. Jedesmal hatte er es mit Schmerzen und Einzelhaft in einem engen, dunklen Raum bezahlt.

Mittlerweile ließ er das erniedrigende Prozedere über sich ergehen. Auch an diesem Tag wurden die Gefangenen gefesselt und in einer Reihe aufgestellt.

Die Männer auf der anderen Seite des Gitters trugen bunte üppige Kleidung und musterten die Sklaven sehr genau.

Ein Mann mit Oberlippenbart und einem roten Hut stand vor Leif und Mikau und fragte: "Was ist mit denen?"

"Da wäre ich vorsichtig. Der große ist schon das

sechste Mal hier, ist seinen Herren immer wieder entwischt und hat dabei mehrere Wachen übel zugerichtet. Der Kleine ist gefährlicher als er aussieht!", antwortete der Chef der Wache.

"Aber die Floßleute sind doch gute Taucher oder nicht?" erwiderte der Kaufmann.

"Ja sicher, aber dieser kleine Fisch ist bissig."

Der Grande strich sich über das Kinn und musterte die beiden gründlich.

"Du können meine Sprache? Du können tauchen?"

Mikau zögerte mit seiner Antwort, bis Leif ihm sacht mit dem Ellenbogen anstoß.

"Ja ik spreke eure Spracke. Ik bin auk ein guter Ta... Tauker." antwortete Mikau in möglichst richtigem Garethi.

"Seht ihr!", lächelte der Händler. "Ich nehme beide. Ich brauche jemanden der sich mit Takelagen auskennt und einen Perlentaucher. Ich werde die beiden schon zu bändigen wissen."

Zwei Wächter lösten die Ketten von Leif und Mikau von den Blöcken die in den Boden eingelassen waren und führten sie durch die Gänge der Sklavenburg, bis sie ein Tor erreichten. Davor stand ein Wagen der eine Tür mit einem vergitterten Fenster hatte. Sonst schien es einfach ein Kasten mit Rädern zu sein. In ihm verließen Leif und Mikau die Burg und fuhrem ihrem neuen Ziel entgegen.

 

Arbeit

Mikau kam erschöpft vom Feld und legte sich auf sein Lager. Sein Rücken schmerzte, denn der Vorarbeiter hatte ihm einen Kräftigen Schlag mit einem Knüppel verpasst, weil Mikau ihm nicht schnell genug arbeitete.

Draußen wurde es nun dunkel, als auch Leif in die Sklavenbaracke kam und sich auf das Lager aus Stroh und Wolldecke fallen ließ. Der Thorwaler stöhnte kurz und rieb sich die geschundenen Hände.

"Das Schiff wird in einigen Wochen fertig sein. Die Frage ist nur, wann die Seile reißen."

Wenn sie nicht wussten ob sie allein waren, redeten sie meist mohisch. Das verstanden die Vorarbeiter nicht so gut und so konnten sie sicher sein, dass keiner von der Sabotage erfuhr.

Mikau und Leif hatten beide bei der Kiellegung des Schiffes helfen müssen. Am Anfang bestanden die Tage nur aus arbeiten, essen und schlafen. Für jeden anderen Gedanken war kein Platz.

Doch tatsächlich hatte ihr Herr Tito nicht gelogen, als er vor einem Götterlauf sagte:" Wenn ihr gut arbeitet wird es euch besser gehen. Doch das müsst ihr mir erst einmal beweisen. Ich will euch nichts Böses. Ihr könnt Euch sogar die Freiheit verdienen, aber das kostet Gehorsam und Arbeit."

Mittlerweile hatten sie besseres Essen bekommen und mussten nicht bis zur völligen Erschöpfung arbeiten. Nachdem damals der Rumpf des Schiffes fertig war und kein kleiner Mann mehr gebraucht wurde, der die Nägel unter dem Kiel schlägt, sollte Mikau in einer Bucht nach Perlen tauchen. Diese war durch einen Steg und ein dichtes Netz, welches bis zum Meeresboden reichte vom offenen Meer abgetrennt.

Gleich am dritten Tag versuchte Mikau ein Loch hineinzuschneiden. Er wurde aber erwischt und saß danach über eine Woche in einem dunklen Keller, nachdem ihm der Vorarbeiter zehn harte Schläge mit der Rute verpasste. Zum Glück verstand sich Anekane, eine Mitsklavin, auf die Heilkunst und konnte so eine schlimme Narbenbildung verhindern. Mikau wurde danach zur Arbeit auf der Plantage eingeteilt, denn dort entkam man nicht so schnell.

Nun war das Schiff fast fertig und Leif und Mikau ging es deutlich besser. Dennoch überlegten sie immer wieder, wie sie aus ihrer Gefangenschaft fliehen könnten.

Leif berichtete Mikau von Thorwal, wenn sie es bis dahin schafften, könnten sie sich einer Ottajasko anschließen, denn so nannten die Seefahrer aus dem Norden ihre Floßgemeinschaft. Er erzählte auch von den Göttern, wie Swafnir, der Mikau verdächtig an Safana erinnerte und von

den Festen, wenn die Seemänner im Winter heimkamen. Fasziniert war Mikau auch von etwas, dass Leif Schnee nannte, einem fest gewordenen Wasser, dass leicht wie eine Feder vom Himmel fiel. So ein Leben, wieder als Teil einer Gemeinschaft konnte er sich gut vorstellen.

Vor ein paar Wochen hatte Leif begonnen ihm ein Hautbild zu stechen, nachdem er irgendwann neugierig gefragt hatte, wie die seltsame Farbe auf seine Haut kam und warum sie nicht weggewaschen wurde.

Mikau hatte lange überlegt ob er so ein Hautbild auch haben wollte. Eigentlich veränderten Tocamuyac nichts an ihrem Körper. Wie andere Waldmenschen auch, glaubten sie daran, dass die Götter sie perfekt geschaffen hätten. Doch er war nun kein richtiger Tocamuyac mehr und entschied sich für ein ganz persönliches Tatuu, das er lange mit Leif besprochen hatte. So breitete sich über die letzten Wochen Farbe über seinen Schultern aus und das Werk war fast vollendet. Im Gegenzug brachte er dem Thorwaler die Kunst des H'ruru-Zat bei.

 

Flucht

Mikau stieg aus dem Wasser und brachte die Muschel, die er gesammelt hatte auf den Steg. Er nahm sein Messer um sie zu öffnen und deren wertvollen Inhalt in die dafür vorgesehene Schale zu geben. Er war nun seit zwei Monden wieder bei den Perlentauchern eingeteilt. Heimlich hatte er dabei die Bucht genau untersucht, diesmal war er jedoch vorsichtiger, um einer weiteren harten Strafe zu entgehen. Er hatte einiges entdeckt, denn am Boden der Bucht waren seltsame Felsen, Diese führten ihn zur gegenüber liegenden Seite der Bucht, die sehr felsig und hoch war. Hinter einem Felsen versteckt lag eine Höhle. Nach und nach drang er weiter in diesen Gang vor. Bis er nach einem gut vorbereiteten Tauchversuch eine Grotte erreichte. Zunächst tauchte er jedoch zurück. Er wollte keine Aufmerksamkeit erregen und Leif von seiner Entdeckung berichten.

Gemeinsam planten sie ihre Flucht und überlegten, wann der Moment am günstigsten war. Bald war ihnen klar, dass die Schiffstaufe die beste Gelegenheit war. Das Schiff war nun fertig und war bereits nach Mengbilla gebracht worden. Die meisten Wachen und auch viele Sklaven würden dann dort sein, um die Größe ihres Herrn ins rechte Licht zu rücken. Wenn sie der Höhle entkamen, würden sie von dort weiter nach Norden ziehen, durch das Liebliche Feld bis nach Thorwal.

Der Tag vor der Schifftaufe war da und die Sklaven sollten nach Mengbilla gebracht werden. Leif und Mikau gehörten nicht zu denjenigen, die dabei sein sollten. Ihr Herr ging an der Reihe seines menschlichen Eigentums vorbei und ließ verlauten:“ Ich freue mich sehr über die gute Arbeit die von euch geleistet wurde. Jeder von euch wird belohnt werden, wenn das Schiff abgelegt hat. Ich kann nicht alle von euch mitnehmen, aber auch ihr, die zurückbleiben müssen, werdet belohnt werden, wenn ich zurückkehre."

Er war nun bei Leif und Mikau angekommen und wandte sich an den Thorwaler:"Nun mein Großer, der Vorarbeiter hat mir zwar davon abgeraten dich mitzunehmen, aber du hast ein beträchtliches Stück dazu beigetragen, dass dieses Schiff fährt. Du willst doch sicher dabei sein wenn es ablegt."

Leif musste schlucken, versuchte sich aber nichts anmerken zu lassen: "Ich

verdiene es nicht. Das der Kahn tüchtig fährt, reicht mir volkommen."

"Nun, du bist zu bescheiden," sagte der Grande, "außerdem werden die anderen über einen Thorwaler den ich mein Eigen nennen kann staunen. Ob du

willst oder nicht. Du begleitest mich."

Er wandte sich ab und gab den Vorarbeitern und Wächtern den Befehl die Sklaven zu verladen. Mikau versuchte Fassung zu bewahren. Innerlich machte sich jedoch Verzweiflung breit.

Leif brummte in halb geflüsterten Ton:"Du wirst ohne mich gehen, hörst du!"

Mikau wollte direkt widersprechen und wechselte ins Mohische:“Ich kann nicht ohne dich gehen. Ich schaffe ...“

„Doch du schaffst das! So eine Gelegenheit wird es sobald nicht wieder geben. Ich komme schon von hier weg, verlass dich darauf. Wir sehen uns wieder und dann wird gefeiert, wie es Travia gefällt und wir teilen Met, gutes Essen und Weiber."

"Leif, ich..."

"Tu was ich dir sage! Ich bin schon sechsmal entkommen, ich schaffe es nocheinmal. Wehe dir wenn du noch da bist, wenn ich wiederkomme, bei Swafnir, dann kannst du was erleben. Versprich es mir, bei Safana und sonst wem!"

Mikau nickte nur. Er war den Tränen nahe und versuchte noch etwas zu sagen, aber ihm versagte die Stimme. Die Wachen waren nun bei ihnen angekommen. "So Thorwaler, mach uns keinen Ärger, sonst wirst du es bereuen." Er schaute Mikau noch einmal tief in die Augen und sagte auf Garethi:" Bis in zwei Tagen, kleiner Bruder." Dann drehte er sich um und ging mit den Wachen, ohne noch einmal zurück zu schauen. Mikau blieb alleine stehen und war nun wieder auf sich gestellt. Er kehrte zu den Baracken zurück und kramte das Bündel aus dem Stroh, welches er über die letzten Wochen zusammen getragen hatte. Er war ausgerüstet und alles war bereit. Heute Nacht würde er fliehen ... allein...

Tiere von Mikau:
Mikau hat noch keine tierische Begleiter.
Beziehungen:
Mikau hat noch keine Beziehungen zu anderen Helden.
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